Prall ist diesmal nicht nur das Produktionsbudget
Es geht wieder los! Unsere Lieblings-Modelshow geht in die 13. Runde! Die erfolgreich etablierten Influencer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, schon wieder 50 potenzielle Insta-Stars, die zukünftige Goodies und Gagen rauben. Das Tolle an Staffel 13: garstig wie wir sind können wir uns dieses Mal nicht jeden erdenklichen Mist vor dem Fernseher reinstopfen und uns darüber freuen, dass die angehenden Topmodels das nicht dürfen; diesmal wird im Kollektiv geschlemmt! Denn neben einem Curvymodel sind auch drei Stück „normale“ Models dabei, die die Modelmaße 90-60-90 für Auslegungssache halten und keine Angst davor haben die Hundertermarke zu knacken. Yes!
Heuer hat sich „Heidi“ (a. k. a. die Redaktion und das scheinbar fette Produktionsbudget) was ganz Besonderes ausgedacht: es geht in die Karibik! In die Dominikanische Republik – in Österreich würde man anlässlich des 20. Todestages von Falco gleich wieder eine Österreich-Parallele ziehen. (Für alle, die dem nicht folgen können: Falco ist vor ziemlich genau 20 Jahren in der schönen DomRep bei einem Autounfall – oder war es doch Selbstmord? – ums Leben gekommen). Und wie Falco dachte sich GNTM „Out of the dark“ und „into the light“ und alle Mädels der Top 50 wurden prompt in den Flieger verfrachtet und in die Sonne gekarrt. Eine gute Idee, wie ich finde, nachdem die Kreuzfahrt im vergangenen Jahr, bei der sich die Redaktion heiße Bilder versprach, zu einem Kollateralschaden der Sonderklasse ausartete und man statt sexy sich auf dem Schiffsdeck räkelnde Bodies nur kotzend und benebelt schwankende Models zu sehen bekam. Und wenn man eines nicht will in einer Modelshow, dann sind es sich chronisch übergebende Magermodels. Die Karibik scheint also der ideale Ort zu sein um direkt nackte Haut und gesundes Körperbewusstsein zu präsentieren.
PS: wie unfair war eigentlich die letzte Staffel, die von den Kandidatinnen fairerweise den Beinamen „arme Staffel“ erhielt? Zuerst die Horror-Bootstour mit Minikajüten und dann Campingplatz und Stockbetten in ranzigen Studentenbuden um das „wahre Modellife“ kennenzulernen. Also ich wäre not amused, aber immerhin sind jetzt alle bei „About you“ unter Vertrag und bekommen qualitativ schlechte Ware von „nakd“ zugeschickt.
Neue Kandidatinnen, gleiche Stories
Die diesjährige Staffel verspricht neben mehr Rundungen von Curvymodel Sarah ansonsten den gleichen Cast wie immer – eine verrückte Ulknudel, in diesem Fall Klaudia mit K, eine eindeutige Nachfolgerin von Fred mit mehr Modelerfahrung, die, wie man bereits auf Heidis Instagram-Account gesehen hat, auf die begehrte amfAR-Gala mitdarf, eine „verwöhnte Göre“, diesmal in Form der Österreicherin Victoria, deren Vater der Österreich-Chef von Chanel ist, der Social-Media-Star Abigail, das obligatorische aber auch schon wieder ausgeschiedene Transgender-Model Soraya, das sich in jedem erdenklich möglichen Moment vor der Kamera rechtfertigen muss nicht von Geburt an ein biologisches Mädchen gewesen zu sein, das Küken in Personifikation der Halbfranzösin Trixi, die uns doch irgendwie an Revoluzzerin Julia „Nasenring“ Wulf gekoppelt mit der im Kirchenchor singenden Jacqueline Thießen erinnert, und schließlich die klar gehandelten Favoriten wie die gläubige Toni, die rassige Bruna und die schöne Schweizerin Sara, ohne h. Die Ambition sich nachher einen Platz in weiteren Shows zu sichern ist ebenso klar vertreten, denn TV-Mehrfachtäter haben sich unter die angehenden Topmodels gemischt – Klaudia mit K war schon bei Shoppingqueen und eine blonde Persönlichkeit namens Julia, die bestimmt nicht weit kommen wird, denn sie sieht genauso aus wie Gerda, nur noch entbehrlicher, die war beim Bachelor und zwar letztes Jahr. Ist es also vorbestimmt? 2017 Bachelor, 2018 GNTM und 2019 tatsächlich der Casting-Show-Olymp Dschungelcamp? I’ll keep you posted.
Let the battle begin…
Da keine Castingshow mehr ohne „Team-Battles“ zu funktionieren scheint, wird auch in dieser ersten Folge wieder zwischen Team Thomas und Team Michael gewählt, wobei 99% der Models in den Interviews angeben ins Team Hayo zu wollen. Das muss an der Monobraue liegen oder an der Unverwechselbarkeit seiner All-Saints-Garderobe, da weiß man einfach was man kriegt. Beeindruckend ist wieder wer sich aller bewirbt. Eine durchschnittlich aussehende Ärztin in den Vierzigern zum Beispiel, die tatsächlich glaubt Chancen zu haben – das lässt mich neben dem ganzen Gesundheitssystem auch wieder die akademischen Titel anzweifeln, wenn sogar die Irren ein Medizinstudium absolvieren und anschließend praktizieren dürfen. Wiederum lässt mich das die Sinnhaftigkeit meiner vollkommen überteuerten privaten Krankenversicherung erkennen.
Ansonsten verspricht der valiumlastige Spannungsfaktor nicht viel – die Mädels, die es in die Top 50 schaffen, sind eigentlich auch so gut wie die Einzigen, die vors Mikro gebeten werden und eingängig gefilmt werden – bis auf die komplett Geisteskranken, bei denen man sich das Urteil auch vorher schon denken kann. Spannend wird es erst wenn Heidi ins Spiel kommt, denn während die Mädchen bei Thomas und Michael aus dem Schwärmen gar nicht herauskommen, schleicht sich beim Namen Heidi gehörig Respekt bei der Lobhudelei ein. Fehlt nur, dass sich der Atem beginnt in der Luft abzuzeichnen, so kalt scheint es zu werden, wenn die Models auf die gruselige Modelmama zu sprechen kommen (eventuell auch ein Grund, warum es in die Karibik ging). Ich persönlich muss ja sagen – ich liebe Heidi und auch ihr Dementoren-Image halte ich für durchaus charmant! Das war nicht immer so – erst als sie und Vater Klum bemerkten, dass man richtig Kohle mit den Schäfchen machen kann und die Erwartungshaltung inklusive gnadenlosem Feedback ordentlich hochgeschraubt wurde, da stieg auch meine Liebe zu ihr und ihren klaren Worten an. So eine Show ist einfach kein Urlaub und irgendwie muss ja gerechtfertigt werden, dass junge Mädels in den nächsten Jahren ihr Geld damit verdienen einfach nur auf Events zu erscheinen.
Während Thomas und Michael die Mädchen also bereits beim Casting aus nächster Nähe beäugten, umarmten und anhimmelten, findet das erste große Zusammentreffen von Heidi und „ihren Mädchen“ erst am karibischen Strand statt. Besonders schön dabei: der Respektabstand von gefühlten 852 Metern, den Heidi einnimmt. Man reiche der Frau ein Megafon. „Schön euch das erste Mal in echt zu sehen“ sind dabei ihre Worte – als könnte man aus dieser massiven Entfernung erkennen, ob es sich hier um die Models oder um das Team von der Regie handelt. Team Schwarz haut es auf jeden Fall sofort aus den Strandmöbeln und begrüßt die Modelmama oder zumindest ihre weit entfernte Silhouette mit einer Standing Ovation. Team Weiß bleibt sitzen. Ziemlich wahrscheinlich also, dass die Siegerin aus Team Schwarz kommt, diese Respektlosigkeit von Team Weiß ist ja nicht auszuhalten. Mit Modelmama Heidis langersehntem Auftritt folgen auch schon die ersten Panikattacken, denn nur die Models, die in 60 Sekunden das kritische Klum-Auge überzeugen, dürfen bleiben. Die anderen treten einen Tag nach Ankunft schon wieder die Rückreise an. Dem geplatzten Traum folgt also auch noch ein heftiger Fall von CO2-Verpestung, eine unschlagbare Kombi. Die schwierige Aufgabe, die es zu bewältigen gilt: Das „Shoot and Walk“. Während Western-Filme die verkehrte Variante bevorzugen, wird also bei GNTM zuerst geshootet, dann auf dem Catwalk nochmal alles gegeben. Highlight des Ganzen: die Frau mit Sonnenhut, die in den Dreh platzt und keine Ahnung hat wer Heidi Klum, geschweige denn Michael Michalsky oder Thomas Hayo ist. Das Resultat der ersten Folge: 30 Mädchen dürfen bleiben – zwei müssen nächste Woche ins gefürchtete „Shoot Out“. Solange dieses „Shoot Out“ nicht wieder zum Fixbestandteil eines jeden Sendungsplots wird, soll es mir recht sein – dann hat auch „red“ noch etwas zu berichten.
Ab jetzt schwebt die Wolke der Existenzangst und des Selbstzweifels über den Mädchen und man darf gespannt sein wer das Rennen macht – denn ihr wisst ja, nur eine kann Germanys Next Topmodel 2018 werden.
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