Woche zwei, beziehungsweise Drehtag drei, hat gestartet und wie Heidi verrät, wurde es noch nie so früh, so heiß! An alle, die sich erinnern: exakt dasselbe hat sie letztes Jahr schon gesagt, aber diesmal macht sie wirklich Nägel mit Köpfen! Denn von den zwei krassesten Dingen, die GNTM zu bieten hat, nämlich das Umstyling und das Nacktshooting, steht gleich mal eins von beiden in Folge zwei auf dem Programm. Sollte es also nächstes Jahr noch heißer werden, dann bleibt nur noch das Umstyling in Folge eins zu verlegen und die Models bitten sich nackt dabei auszuziehen.
Walk, walk fashion baby
Gestartet wird aber zuerst mit einem Catwalk-Training. Team Weiß bekommt wie im Vorjahr Nikeata Thompson zugeteilt, die immer genau das ist, was sie für die jeweilige Castingshow gerade sein muss. Bei „Got to dance“ war sie Choreografin, bei GNTM Catwalk-Trainerin – ist ja egal, Hauptsache irgendwas mit Bewegung. Team Schwarz hat es da schon etwas besser, denn sie bekommen jenen Model-Gott, der sogar das provinziell peinliche „Austrias Next Topmodel“ zu einer akzeptablen Show-Alternative befördert hat: Papis Loveday! Leider nicht mehr so gemein und bösartig wie in den ersten Staffeln, aber wenn ich nach Ewigkeiten statt von „Austrias Next Topmodel“ wieder vom weit ansprechenderen Ableger „Germanys Next Topmodel“ engagiert werde, dann übe ich mich auch in devoter Dankbarkeit.
Es wird also zuerst einmal ordentlich gewalkt, bei dem dieselben Probleme wie jedes Jahr auftreten. Schuhe zu groß, Schultern zu steif, Wetter zu heiß. Die Österreicherin Liane hat aber ein grundlegend neues Problem mitgebracht: sie kann die Beine nicht kreuzen. Da ist sogar Walk-Experte Papis überfragt, was bei Mädchen zu tun ist, die ihre Beine nicht zusammenhalten können. Beim Catwalk-Training in Team Michael gibt es andere Komplikationen, denn das gefürchtete Shoot Out steht bald an. Da muss die dicklippige Ivana gegen die maskuline Selma antreten und das, obwohl sich die beiden doch IMMER so gut verstanden haben! Kennengelernt haben sie sich zwar erst in der Show, sprich vor drei Tagen, aber seitdem haben sie sich einfach IMMER gut verstanden. Wie kann also Heidi nur so gemein sein und genau diese beiden Soul-Sisters aufeinander hetzen? Auch der Österreicherin Zoe wird es zu viel, denn die muss neben dem ganzen Überwachungsdruck auch noch ihre „beste“ Freundin Coco Chanel aushalten. Als die sie dann nicht mal trösten will, als bei Zoe wieder mal Tränen fließen, muss eine Aussprache her, wie erwachsene Menschen das halt so tun. Geendet hat die Aussprache damit, dass Victoria ihrer Freundin Zoe vorwirft „eine falsche Sau“ zu sein. Und ja, damit hat sie gar nicht so unrecht, denn auf Victorias Vorwurf jede Woche mit einem anderen Typen zu schlafen, zeigt sich Zoe entsetzt und verlangt einen Lügendetektor von der Produktion. Schließlich kann sie ihre Liebhaber des letzten Monats an fünf(!!!) Fingern abzählen. Die Redakteure verkneifen sich, Zoe über die Wochenanzahl eines Monats aufzuklären und schlachten die peinlichen Sex-Beichten weiter aus.
Und weil der Konkurrenzkampf noch nicht heftig genug ist, und Trainings ja auch deshalb gemacht werden, um die Fruchtbarkeit der Übung später abzuprüfen, gibt es noch am selben Abend eine Catwalk-Challenge, tollem Preis inklusive. Heidi, die sich mittlerweile etwas näher an „ihre Mädchen“ heranwagt, es soll ja schließlich auch jeder sehen können, wie toll ihre selbst designte Lidl-Kollektion an ihr aussieht, verrät gleich zu Beginn das besondere Highlight der Challenge: die Mädchen dürfen in ihrer „Esmara by Heidi Klum“-Lidl-Kollektion laufen! Die Begeisterung ist groß, aber ich würde mich auch davor hüten einen „Fotz“ zu ziehen, wenn die Modelmama höchstpersönlich vor mir steht. Also wird laut über die große Ehre geplaudert, die ihnen durch das Tragen der Polyester-Fetzen zuteil wird. Zeitgleich wird auch noch Taylor Swifts Lied „Gorgeous“ unterlegt, um ja jedem klar zu machen, dass es sich hier um etwas ganz Bezauberndes handelt. Kaum dass sich alle in ihre frisch aus Bangladesch eingeflogenen Bikinis und Jeans geworfen haben, lost Heidi wie eine Lottofee die jeweiligen Kontrahentinnen aus, die gegeneinander laufen müssen. Der einzige Moment, der die Langeweile hebt: Kandidatin Lania, die Angst hat, dass ihr Busen beim Walken zu sehr wackelt, aber nicht auf die Idee kommt, statt einem zu locker sitzenden Bikinioberteil einfach ein T-Shirt anzuziehen. Natürlich sticht auch Heidi der „bouncy Busen“ sofort ins Auge und gibt Lania den Tipp, dass schwingende Brüste in der Modeindustrie nicht mehr so gefragt sind. Gut, dass sich Lania auch eine der gelben Plastiktaschen geangelt hat, die sie jetzt schützend vor ihr Dekolleté hält.
Die Challenge gewinnt Team Michael, oder auch Team Diversity, wie es die Kandidatinnen vor der Kamera herumgrölen müssen. Der Preis ist ein romantisches Candle-Light-Dinner, bei dem es nur Wasser zu trinken gibt – total unnötig also – und: jede Kandidatin darf das gewählte Lieblingsstück aus der Lidl-Kollektion behalten! Blöd für alle jene, die sich nur ein Ringelshirt um geschätzte € 2,20 geschnappt haben. Andererseits: überraschend kam dieser Preis nun wirklich nicht. Immerhin wären allein die Portogebühren für die Rücksendung höher gewesen als der gesamte Verkaufspreis.
Zieh dich aus, kleine Maus
Am nächsten Morgen steht das große Shooting an und wer wäre besser geeignet das Thema zu präsentieren als die erotische Gerda? Als diese nun im Bademantel rausspaziert und ihn wie ein Exhibitionist vor der Kamera lüften darf, folgt das blanke Entsetzen bei den Models. Denn bis auf einen winzig kleinen String hat die Gute nichts an. Panik macht sich breit. Das kam ja so überraschend! Wäre das erst zu einem späteren Zeitpunkt gekommen, wäre es ja vollkommen ok gewesen, aber jetzt, in Folge zwei! Das geht nun wirklich zu weit. Also wenn ihr mich fragt, finde ich das Nacktshooting ja weit harmloser als zum Beispiel das Porno-Shooting aus dem letzten Jahr, bei dem die Models halb verkehrend auf einem Truck über den Hollywood-Boulevard gedonnert sind. Eine Parallele findet sich bei diesen beiden Shootings aber doch: der Fotograf Rankin! Bis heute wissen wir nicht ob das ein Vorname, Nachname oder keins von beidem sein soll, aber er ist mittlerweile zu einer richtigen GNTM-Legende geworden und das nicht nur weil er einer der letzten Fotografen ist, der Heidi Klum noch immer freiwillig fotografiert, trotz immer gleicher Fotoergebnisse.
Die Bedenken sich nackt fotografieren zu lassen, sind also groß. Auch die Österreicherin Victoria befürchtet was ihr Vater zu dem Ganzen wohl sagen wird? Ich persönlich vermute ja, dass ein ästhetisch ansprechendes Nacktfoto nach ihrem Auftritt als unerträgliche Läster-Göre sein geringeres Problem sein wird. Außerdem ist die Sorge zum Teil unberechtigt – immerhin sind sie hier bei „Germanys Next Topmodel“! Da gibt es neben einem tatsächlich seriösen Fotografen sogar noch einen String als Draufgabe dazu! Bei „Austrias Next Topmodel“ hat das Ganze anders ausgesehen, wenn wir uns kurz an die vergangene Staffel zurückerinnern. Da mussten die Boys und Girls vor der gesamten Crew komplett blankziehen und das ohne Weichzeichner oder Bildzensur. Da war sogar das gegenseitige Geschlecht dafür verantwortlich, die Scham des jeweils anderen zu verdecken und wenn einmal etwas zu sehen war, wie ein Hoden, der auf den Holzboden plumpst, oder ein Busen, der aus dem Griff des Partners rutscht, da war der Kameramann beauftragt den Zoom auszufahren! Keine falsche Scheu hier also bitte, liebe Models. Wenn ihr denkt, ihr könnt nicht tiefer fallen, dann werft einen Blick auf die Partnersender eurer Prosieben-Sat1-Gruppe.
Ganz ohne Trash-TV-Beigeschmack geht es dann aber doch nicht – etwa als „sexy Gerda“ dran ist, der neben dem Playboy-Image auch der Fake-Busen nicht hilft, weniger gewöhnlich zu wirken. Das denkt sich auch die Redaktion und unterlegt ihr Shooting beinhart mit einer soften Version des 50-Cent-Klassikers „Candyshop“ inklusive „I let you lick the lollipop“-Liedzeile. Zum Abschluss stellt Gerda auch noch jene Frage, die man als ein Nackter niemals stellen sollte: „War ich gut?“ Da es darauf niemals eine richtige Antwort geben kann, weicht auch Heidi hier gekonnt aus und holt stattdessen die nächste Kandidatin. Für helle Begeisterung sorgt die kurvige Pia, der man für ihre gesunde Körpereinstellung hier mal ein wirklich lautes „Bravo“ aussprechen muss. Und auch Heidi lässt sich vom Mut zu den Kurven anstecken und schiebt sich sogleich eine Extraportion Nüsschen rein. Irgendwann bringen wir auch das unspektakulär aufgebauschte Shoot Out hinter uns. Einzig spannender Twist: die Gewinnerin Ivana, die ihre "beste" Freundin Selma, mit der sie sich ja IMMER so gut verstanden hat, aus der Show kickt, und am nächsten Tag bei der Entscheidung freiwillig aussteigt. Somit geht der Pokal für die unsympathischste Egomanin an Ivana, sollten beim diesjährigen Finale wieder Model-Awards verliehen werden.
Genug gewalkt – jetzt wird geschwommen
„Out of water“ heißt es beim Entscheidungswalk – Gott sei Dank eine englische Bezeichnung, sonst hätte es Thomas Hayo bestimmt nicht verstanden. Von einem schwimmenden Pavillon aus müssen sich die Models zuerst mit einem Kopfsprung ins Wasser begeben, dann wie Bondgirl Halle Berry lasziv aus dem Wasser walken. Eigentlich eine leichte Übung, vorausgesetzt man kann schwimmen. Das ist bei Curvymodel Sarah leider nicht der Fall, woraufhin Battle-Partnerin „bouncy Busen“ Lania eine Chance wittert, doch nicht aus der Show zu fliegen. Am Ende bleibt sie trotzdem nicht verschont, schließlich hatte sie ihren wackelnden Busen auch in diesem Bikinioberteil der Esmara-Kollektion nicht unter Kontrolle. Mit ihr fliegt eine Person namens Viktoria, die unfassbar dunkle Augenbrauen hat und uns bisher noch nicht aufgefallen ist. Für Abwechslung sorgt sonst nur noch Klaudia mit K, die sich vornimmt, das Reinspringen elegant und „anders“ zu bewältigen. Zumindest das „anders“ gelingt ihr, besonders als sie mit ihrer strähnig schwarzen Endlosmähne aus dem Wasser steigt, wie „The Ring“-Monster Samara aus dem Brunnen.
Und als wir glauben, die Show tatsächlich ohne ein weiteres Shoot Out überstanden zu haben, trifft es dann doch zwei – Gerda, die zu sexy ist, und Liane, die ihre Beine nicht kreuzen kann – Hände hoch, wer die Ironie erkennt.
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dürüüm (Sonntag, 18 Februar 2018 23:12)
Danke, dass hier einfach alles so toll auf den Punkt gebracht wird haha
Ilsealiceco (Montag, 19 Februar 2018 18:41)
Obwohl ich die beiden ersten Folgen nicht gesehen habe, kenn ich mich aus und wurde gut unterhalten. Danke, echt witzig geschrieben !
Mädchen_Namens_Frida (Dienstag, 20 Februar 2018 21:14)
Soviel intelligenter Witz in einem Artikel, der zeitgleich einem absoluten "Topmodel-Nackerpatzl" die Sendung näherbringt, ist selten!
Das waren bestimmt die lustigsten 10 Minuten meines Tages - love it! Ich freu mich auf mehr :-)