Germany's Next Topmodel - Staffel 13 Folge 7

Nackte Glieder, pöbelnde Häftlinge und ein riesiger Haufen Mädchen, der sich regelmäßig an die Gurgel geht – wer befürchtet, dass es sich hier um den Dreh der neuen Staffel „Orange is the new black“ handelt, darf sich freuen! Denn noch bleiben wir von der Fortsetzung der überaus öd gewordenen Frauenknast-Serie verschont und werden stattdessen mit einer neuen Folge unseres Lieblings-Castingshow-Formats beschenkt.

 

Schau mir in die Augen, Kleines

 

Sieben Wochen lang begleiten wir unsere Nachwuchsmodels nun schon bei ihrem Entwicklungsprozess. Sieben lange Wochen ohne Freund, Disco-Gspusis oder Shades-of-Gray- Pornoersatz-Lektüren. Das geht an die Substanz und damit die Models mal wieder ein bisschen Testosteron schnuppern dürfen, steht diese Woche unter dem Motto „Boys, Boys, Boys“. Wer also nach „Adam sucht Eva“ und „Naked Attraction“ immer noch nicht genug nackte Unterkörper und entblößte Genitalien gesehen hat, ist hier dieses Mal genau richtig aufgehoben. Bevor das Shooting der Woche aber überhaupt erst losgehen kann, rätseln die Models nervös herum, was auf sie zukommen könnte. Tanzen kann es nicht sein, das hatten wir schon, Rodeo-Reiten ist auch erledigt, allerdings nur auf einem Plastikpferd… Könnten diese Woche etwa echte Tiere an der Reihe sein? Möglich wäre es, schließlich gab es noch keine Staffel, die ohne das obligatorische Spinnen-, Kakerlaken- oder Haustiershooting ausgekommen wäre. Pia fände eine Schlange cool. Und wie das mit Wünschen so ist, sollte man immer vorsichtig damit sein. Denn kaum hat Pia den Wunsch nach einer Schlange als Shooting-Partner geäußert, ist sie auch schon da. Jedoch fehlt ihr ein Auge. Und ihr Name ist Matt. Aber eins nach dem anderen.

 

„Er ist nackt? Wozu denn???“

 

Zu allem Überdruss wird den Mädchen beim Shooting neben einer einäugigen Schlange auch noch ein unfreundlicher chinesischer Fotograf auf den Hals gehetzt, der ein Faible für Umarmungen und Beleidigungen zugleich hat. Eine unschlagbare Kombi, aber wen wundert’s? Immerhin haben uns drei grottenschlechte Lektüren inklusive Verfilmungen genau das weisgemacht, dass Frauen auf sowas abfahren. Zuckerbrot und Peitsche ist in, also fällt der Chinese der kurvigen Pia, kurz bevor er sie beschimpfen wird, eigenartige dreimal um den Hals. In Anbetracht des um die Ecke lauernden nackten Pimmels, jedoch eine harmlose Sache. Pia, die schon mit der überschwänglichen Begrüßung komplett überfordert ist, wird auch noch von Shooting-Partner Matt überrumpelt, der nur ein Handtuch um die Hüften trägt. Das Handtuch irritiert Pia. Aber auch hier hätte Pia mit ihrer Äußerung besser aufpassen sollen, denn so schnell kann sie gar nicht schauen und Matt und Klein-Matt präsentieren sich vor ihr in voller Pracht. Klein-Matt dürfte übrigens die angebrachte Bezeichnung sein, zumindest wenn es nach Klaudia mit K geht. Denn die verrät später, dass Matts „Lulu“ nicht sonderlich groß ist. Aber damit hat Matt rechnen müssen – wenn du vor 16 Mädels den „Naked Man“ machst, muss ja eine dabei sein, die deinen Dödel vor laufender Kamera als winzig bezeichnet. Und Klaudias Expertise kann man ruhig Glauben schenken, denn trotz erstem Schockmoment, lässt sie es sich nicht nehmen, Matts „Lulu“ einer genauen Begutachtung zu unterziehen und ihm ein abschließendes Fazit zu verpassen, das da lautet: „interesting…“ Und wenn ein Mann eines nicht will, das einem beim Anblick seines nackten Gliedes in den Kopf schießt, dann ist es das Wort „interessant“. Schlimmer wäre nur noch „speziell“ oder "süß" gewesen.

 

Fremde „Lulus“ greift man nicht an

 

Wie nun mit dem nackten Male-Model interagiert wird, muss Pia als Erste herausfinden. „Du darfst ihn anfassen, aber du musst nicht“, rät Heidi. Auch hier wäre eine Spezifikation ob nun der große oder der kleine Matt damit gemeint ist, ratsam gewesen. Während Pia mit hochrotem Kopf ihre Frau steht und keine Berührungsängste zeigt, lehnt Klaudia mit K Heidis verlockendes Angebot dezidiert ab. Fremde „Lulus“ greift sie nicht an. Das Wort „Lulu“ muss übrigens was Deutsches sein – in Österreich wird höchstens der kleine Klogang, ein männliches Weichei oder das was unter der Vulva wartet als „Lulu“ bezeichnet, aber bestimmt nicht der Pipi eines Mannes. Aber bei dem ganzen Gerede um Pipi und Lulu kann man doch wirklich durcheinander kommen. Auch Zoe ist alles andere als begeistert, wobei wir nach Victorias Sex-Beichte, in der sie ihre 18-jährige Freundin outete schon mit 60 Männern im Bett gewesen zu sein, mit etwas mehr Euphorie gerechnet hätten. Zoe aber sieht sich eher als der „konservativere“ Typ und das hat auch seine Berechtigung. Immerhin konnte sie ihre One-Night-Stands des letzten Monats ganz genau an einer Hand abzählen. Das sind nicht mal zwei Typen pro Woche, da kann man die Kirche wirklich im Dorf lassen und sich beim Anblick eines nackten Mannes durchwegs noch erschrecken. Als sich Matt mitsamt seinem nackten Penis Zoe annähert, kullern bei der die Tränen. Ein weiteres Indiz, dass Klaudia mit K recht haben könnte was die Größe von Matts „Lulu“ angeht.

 

Auch Sally ist unentspannt. Alles wäre OK für sie gewesen, aber ein nackter Mann? Muss das wirklich sein? Damit auch nichts Ungewolltes passiert, beschließt sie vorzusorgen und stülpt sich einen schwarzen Strumpf über den Kopf, mit dem sie vor dem Shooting die ganze Zeit auf und ab läuft. Da sie später, anders als andere Kolleginnen, keine Perücke übergezogen bekommt und das der einzig logische Grund für ein Kopf-Kondom gewesen wäre, nehme ich an, dass es sich bei der Kopfbedeckung um eine Form der präventiven Verhütung gehandelt hat. Die arme Maus ist ja auch erst 17 Jahre alt – da kann es schon passieren, dass man nicht weiß wie Kondome wirklich zur Anwendung kommen. Und das ist auch gut so. Es erinnert mich daran, wie ich als kleines Mädchen immer dachte, dass man Tampons in die Hand nimmt, mit den Fingern einschließt und dann wartet. Einfach weil sie das in der Werbung auch immer so gemacht haben. Lang hinterfragt habe ich das nicht. Schon gar nicht worauf man eigentlich wartet. Meine Mama fand diese Naivität immer sehr herzig. Und weil auch Modelmama Heidi merkt, dass Sally mit der Sache mit den Blumen und den Bienen noch etwas überfordert ist, darf Matt ausnahmsweise seine Unterhose anbehalten. Da hätte ich persönlich ja zu weinen begonnen, wenn sich alle am Abend über das Geschlecht dieses Mannes auslassen können und ich kann nur von schemenhaften Umrissen berichten.

 

Trends kann man folgen, oder auch nicht

 

Während Matts hautfarbene Unterhose bei mir nicht so gut ankommt, dürfte dafür Sallys Kopf-Kondom backstage zum Trend mutiert sein. Denn die stille Anne, die eine dieser stümperhaft toupierten Perücken verpasst bekommt, reißt sich beim Shooting die falsche Mähne vom Kopf und behält ausschließlich den festgetuckerten Strumpf am Schädel. Ob das wirklich besser aussieht weiß ich nicht, aber ich muss ja auch nicht allen Trends folgen. Auch Heidi ist nur wenig angetan und schmeißt Anne am Ende dieser Folge aus der Show. Schade, jetzt wo sie endlich ein bisschen Airtime bekommen hat und ich mir ihren Namen gemerkt habe. Wieder ein Stückchen unnützes Wissen, das sich in meinem Gehirn festfressen wird. Ein ähnliches Minimalmaß an Sendeminuten hat auch Jennifer, deren Namen ich mir nur aufgrund unserer Namensvetternschaft eingeprägt habe. Allerdings ist er jetzt schon negativ behaftet, denn Jennifer, die mit Gerda ins Shoot Out muss, kickt unseren „Everybodies Darling“ aus dem Rennen. Eine Frechheit! Jetzt müssen wir mindestens ein Dreivierteljahr warten, bis wir Gerda wieder im Dschungelcamp zu Gesicht bekommen – hoffentlich gemeinsam mit Cathy Lugner. Außer ihr Boyfriend macht bei der nächsten Staffel „Ninja Warrior Germany“ mit und sie darf ihm beim Parcours-Bewältigen zusehen.

 

Auf einmal sind fremde "Lulus" doch nicht so schlecht...

 

Obwohl wir tatsächlich ehrlich gerührt sind, dass Gerda die Show verlassen muss, so ist es doch für sie das Beste. Immerhin hat sie sich erspart für den nächsten Billig-Hersteller Werbung zu machen. Denn „Deichmann“ lädt am nächsten Tag zum Casting. Die Models werden gebeten, die neue Kollektion von Plastikschuhen je nach individuellem Style bestmöglich in Szene zu setzen. Und zwar in einer Fotobox, deren Bildausschnitt so klein ist, dass man nicht einmal erkennen könnte, ob die Models überhaupt eine Hose anhaben – oder wie Matt einen auf „unten ohne“ machen. Die Sinnhaftigkeit dieses Casting-Verfahrens lässt also zu wünschen übrig, aber da Wünsche in dieser Folge ja oft nach hinten losgehen, beschwert sich ausnahmsweise keiner. Außer Sally. Aber die beschwert sich immer, daher ist das OK. Wie ein Tinnitus, den man irgendwann nicht mehr hört. Einen wirklichen Grund zur Beschwerde hätten die anderen Models gehabt, die nicht zum Casting eingeladen wurden. Denn die durften bei sengender Hitze auf der Dachterrasse ein Hardcore-Workout absolvieren. Wobei das furchtbare daran nicht die körperliche Anstrengung, sondern die Aufmachung ihrer Personal Trainerin war. Das operierte Gesicht und das blendend weiße Gebiss waren so beängstigend, dass „The Beast“ – Personal Trainer Nummer zwei – regelrechte Freudentänze bei den Models auslöste und dass obwohl er eigentlich den gegenteiligen Effekt hätte erzielen sollen. Um noch mehr Eindruck auf die Models zu machen, landet „The Beast“ sogar mit einem Helikopter auf dem Rooftop. Also ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber meine Fitnesstrainer kommen meistens mit dem Rad. Aber für „Germanys Next Topmodel“ kann man schon mal ein ausgefalleneres Verkehrsmittel nutzen. Wie es bei so vielen Muckimännern so ist, hat „The Beast“ zwar eine harte Schale, aber beim Training kommt dann doch sein weicher Kern zutage. Vor allem als Klaudia mit K einen kleinen Schwächeanfall erleidet (bestimmt ganz unabsichtlich) und er sich so herzlich um sie kümmert, dass Heidi Klum dagegen, wenn ein Model bei ihren Shootings zum Schwächeln anfängt, wie eine Sklaventreiberin aus dem alten Ägypten rüberkommt. Klaudia mit K ist so entzückt von der langersehnten Fürsorge, dass sie trotz Fieber nicht vor Squats, Push ups und Crunches zurückschreckt. Und obwohl Klaudia mit K „The Beast“ bei der Abschieds-Umarmung anders als den Chinesen am Vortag gar nicht mehr loslassen will, bleibt ihr sein „Lulu“ trotzdem verborgen.

 

Was dancin‘ to the Jailwalk Rock

 

Weil die Mädchen sich schon vom aufgepumpten Personal Trainer nicht beirren ließen, wurden für die Entscheidung schwere Geschütze aufgefahren. Sollten die Models diese Woche noch nicht genug unsittliche Begegnungen mit dem männlichen Geschlecht gehabt haben, dann gibt es jetzt beim „Jailwalk“ die letzte Draufgabe. Während schon ein einziger Typ, der einem auf der Straße hinterherpfeift, kaum zu ertragen ist, wird passend zum Motto eine ganze Armee notgeiler Männer herangekarrt. Und nicht in Anzug und Krawatte, sondern in Handschellen und hinter Gitter. Damit es noch ungemütlicher wird, sind die Häftlings-Statisten dazu aufgefordert, sich wie richtige Verurteilte zu verhalten. Heißt am Gitter rütteln, wie die Wahnsinnigen rauf und runter klettern und dabei laute Heulgeräusche von sich geben. Die Performance – das muss man schon zugeben: 1 A! Sehr authentisch und lebhaft. Nur die Feldstudie für ein realistisches Gefängnis-Verhalten dürfte in keiner Haftanstalt, sondern im Tiergarten Schönbrunn absolviert worden sein.  Zumindest fühlte ich mich persönlich eher an aufmüpfige Makaken im Zoogehege als an inhaftierte Insassen im Staatsgefängnis erinnert. Und wenn schon, Hauptsache animalisch. Für diese Darbietung einen Oscar zu erhalten, stand für die gescheiterten Hollywood-Statisten sowieso nie zur Debatte. 

 

Sally ist unglücklich. Schon wieder. Sie hat Angst vor Häftlingen. Genauso wie vor Geisterbahnen. Ist ja auch fast dasselbe. Da kann man schon Verständnis aufbringen. Damit sie zumindest halb erhobenen Hauptes an den geifernden Gefangenen vorbeigehen kann, bekommt sie ausnahmsweise keine Overknee-Stiefel angezogen. Das funktioniert ganz gut und lässt Sally seit langem wieder einen Catwalk passabel hinter sich bringen. Auch die anderen Mädchen behalten einen kühlen Kopf – sie haben ja wirklich schon furchteinflößenderes gesehen. Heidi Klum zum Beispiel, beim Performen von „Vogue“ beim letzten GNTM-Finale. Der Top 15 kann man einfach nichts mehr vormachen, da müssen sich die Redakteure für die nächste Folge schon warm anziehen. Wenn nicht einmal mehr permanent pöbelnde Insassen für Probleme sorgen, dann hilft nur noch eines: die Mädchen dazu zwingen sich gegenseitig die Meinung zu geigen und darauf dürfen wir uns nächste Woche freuen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0