Auf, auf ins Finale – aber Jennifer!
Vier Mädchen kämpfen in Folge 15 um den Einzug ins Finale. Vier Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und alle auch definitiv eine berechtigte Chance haben, sich vor einem Millionenpublikum (anwesende Gäste und Menschen vor dem Fernseher eingerechnet) präsentieren zu dürfen. Vier Mädchen, die,… Stopp! Habe ich vier gesagt? Ich meine fünf! Fünf! Natürlich... Da hätte ich doch fast eine Kandidatin vergessen, bei der uns noch immer nicht ganz klar ist, wie sie es überhaupt ins Halbfinale geschafft hat. Unsere liebe Jennifer. An der auch rein gar nichts verkehrt ist, die herzlich, hübsch und motiviert ist, so wie viele andere der Top 50 auch – aber die einfach doch aus einem anderen Holz geschnitzt ist, als ihre vier Konkurrentinnen. Und weil das natürlich auch Heidi weiß, und die Jury weiß, jeder Zuseher weiß und die Redakteure wissen, wird das Halbfinale zum Spießroutenlauf wie man die Eliminierung doch noch spannend gestalten könnte.
Julianna kurz davor „Time to say good bye zu singen“
Oh! Das ist neu! Gestalterisch hat GNTM in den vergangenen Jahren wirklich dazugelernt – die dramatisch gefilmten Aufeinandertreffen bei Entscheidungen, die Slow-Motion sowie Speed-Aufnahmen bei den Walks und natürlich die aufregende Set-Gestaltung haben ihr Übriges getan und so bekommen die vier – ah – fünf Models zu Beginn der Sendung einen eigenen Opener, in dem sie erklären, warum sie das Zeug haben Germany’s Next Topmodel zu werden. Etwas, das allein beim Zusehen immer schon unangenehm war, aber für Heidi seit Staffel eins eine unerlässliche Bestandsprobe ist, um zum Finale zugelassen zu werden. Als könnte man kein Topmodel werden, wenn man nicht die passende Begründung zu jeder Tages- und Nachtzeit wie aus der Pistole geschossen zum Besten geben kann. Etwa so wie ich beim Betreten meiner Arbeitsstelle jedes Mal aufs Neue meinen Ausweis zeigen muss, obwohl die Herren beim Empfang, die mich seit bald fünf Jahren kennen, mir schon meterweit entfernt freundlich zuwinken und dann so tun müssen, als würden sie mich gerade zum ersten Mal sehen. Julianna entscheidet sich, um alle von ihrem Modeltalent zu überzeugen, dazu ein Lied zu singen. Der Zuseher ist geplättet. Die kann ja singen! Wäre uns in dieser Staffel noch nicht aufgefallen. Ist ja auch erst das zwölfte Mal, dass sie das irgendwo platziert hat. Vor allem als sie bei „99 Luftballons“ irgendeinen Fantasietext gestammelt hat. Aber das Lied war auch schwer. Aber was spricht dagegen zu modeln und zu singen? Gibt es doch so überzeugende Positivbeispiele dafür. Cara Delevingne zum Beispiel. Und Carla Bruni! Und vergessen wir bitte niemals Heidis Weihnachts-CD!!! Die drei haben es schließlich zu Tonträgern geschafft ohne einen einzigen Ton richtig singen zu können – gute Prognosen also für Julianna, die sowieso am liebsten seit Beginn der Folge ihr eigenes Abschiedslied anstimmen wollte. Denn scheinbar ist sie fix davon überzeugt, in dieser Episode rauszufliegen. Warum, fragt ihr euch? Vielleicht weil sie, so wie wir alle auch, vergessen hat, dass Jennifer eh noch da ist, die den unliebsamen fünften Platz einnehmen wird.
Covergirl! Put the bass in your walk
Endlich ist es so weit! Das große Cover-Shooting für die „Harper’s Bazaar“ steht an. Tatsächlich ein renommiertes Heft, das muss man schon zugeben. Shooting-Location ist in der Wüste Malawis (wann sind die bitte nach Afrika geflogen oder habe ich da einfach nur was falsch verstanden?). Toni sieht aus der Entfernung ein großes Gerüst aufgebaut und stellt sich gleich darauf ein, darauf balancieren zu müssen. Weil aber Heidi diesmal nicht über das Shooting bestimmt und Stuntman Ray nach so viel Action-Shootings endlich seinen verdienten Urlaub antreten darf, dürfen die Models sogar festen Boden unter den Füßen behalten. Toni, Pia, Christina und Julianna machen das wirklich Bombe!!! Ahja und Jennifer auch – die war auch ganz toll. Supertoll, was denn sonst? Wäre ihr Shooting auch noch schlecht gewesen, hätte man die Entscheidung ja gleich vor Ort hinter sich bringen und die braunhaarige Platzhalterin direkt in die Wüste schicken können. Die Beste war jedoch eine andere Braunhaarige: Christina! – zumindest nach ihren eigenen Angaben. Julianna ist deprimiert. Schon wieder – denn wenn es nach ihren Angaben geht, hat Toni schon längst gewonnen. Und vielleicht hat sie damit Recht, aber das ist doch kein Grund zur Traurigkeit! Wie sollen sich Serlina, Romina und Leticia letztes Jahr gefühlt haben wo seit Folge eins klar war, dass Céline gewinnt??? Und trotzdem haben sie brav darauf gewartet, bis sie vor zehntausend Zusehern ihre Bestätigung erhalten haben.
Bitte beachten Sie die Produktplatzierungen
Als kleine Aufmunterung besucht Heidi zurück in Los Angeles die Models in ihrer Modelvilla. So tüchtig waren ihre Mädchen in den vergangenen Wochen. Also möchte sie ihnen etwas schenken. Ihre gesamte neue „Lidl“-Kollektion. Und ein bisschen Angst einjagen oben drauf, weil sie sich nicht nehmen lässt, die Mädchen daran zu erinnern, dass noch welche fliegen werden. Beim Anblick der in Umzugskartons lieblos verpackten Klamotten wird mir klar – die Mädels waren echt verdammt lange unterwegs, wenn Heidi es geschafft hat, schon wieder die nächste – nennen wir es ihr zuliebe „Kollektion“ – rauszubringen. Und damit meine ich nicht, dass ich ihr nicht zutraue, schnell genug neue Mode zu kreieren, sondern dass man davon ausgehen muss, dass sie zwei ganze Inselstaaten zur Zwangsarbeit verdonnert haben muss, um diese Massen an Kleidung fertig zu bringen. Oder sie hat ihre Nachwuchsdesigner bei „Project Runway“ genötigt, die ganze Staffel lang ausschließlich Kleidungsstücke für „Lidl“ zu schneidern. Da helfen nicht mal Tonis Gebete um sie davon abzubringen. Kurz gesagt: Es wird echt Zeit, dass Staffel 13 ein Ende hat, bevor noch eine Kollektion auf den Markt kommt, über die sich die Mädchen vor der Kamera zwangsweise freuen müssen. Oder bevor sie beginnt Gratis-Alben ihres neuen Lovers zu verteilen, die man ähnlich wenig gebrauchen kann. Die protzigen „Philipp Plein“-Lederjacken von früher hätte man zumindest noch verhökern können, was aber genau aus der Afrika-Kollektion von „Lidl“ noch Positives rauszuholen ist, bleibt fraglich. Vielleicht als Brennholz-Ersatz an kalten Tagen. Andererseits handelt es sich ja hier nicht nur um das Halbfinale, sondern auch um die letzte Chance Produkte gerissen und unauffällig zu platzieren. Also gibt es auch noch ein Catwalk-Teaching, bei der eine neue „Canon“-Kamera rein zufällig zum Einsatz kommt. Und dass die Models mit zwei „Opel“-Autos abgeholt und zur Entscheidung gebracht werden, muss auch reiner Zufall gewesen sein. Hätten ja auch Busfahren können – wenn die Wiener Linien mal ein bisschen Geld in die Hand genommen hätten und statt der U4-Modernisierung was für trendigere Image-Werte getan hätten. Frei nach dem Motto „zur Entscheidung fahre ich am liebsten auf Achselhöhe meiner schwitzenden Mitfahrenden“. Immerhin blieb den Models erspart sich nochmal Instant-Matcha-Tee zu mixen oder bei ihrem Haute-Couture-Walk gleichzeitig irgendwas von „Lipton“ zu schlürfen. Hätte sich aber bestimmt auch gut gemacht. Trotzdem: man muss eingestehen – die Produktplatzierungen sind noch immer in einem Ausmaß, wo ich sage: es ist OK. Bei „Austria’s Next Topmodel“ hätte es mich nicht mal verwundert, wenn nach dem Umstyling Inserts eingeblendet worden wären wie „Allegra mit den Achselhaaren wurde kahlrasiert mit den Einwegrasierern von ‚Bic‘“.
Christina war wirklich die Beste in ihrem Team
Eine echte Belohnung gab es beim Entscheidungswalk: die Models durften endlich Klamotten anziehen, die nicht unter widrigsten Bedingungen von Kleinkindern aus Bangladesch gefertigt wurden. Nämlich richtige Markenkleidung aus nicht sofort entflammbaren Materialien. Und dann das! Christina kriegt ihr Kleid nicht zu. Also muss sie jemand Dünneres finden, der ihr Kleid tragen kann. Julianna, die sowieso schon ein nervliches Wrack ist, wird genötigt ihr Traumkleid herzugeben. Aber das passt Christina auch nicht. Ein männliches Mitglied der Crew macht sich auf, um Christina ein passendes Kleid zu finden. Und erzählt jedem, dass Christina zu dick für ihr Kleid ist. Der Herr weiß einfach wie man bis in alle Ewigkeiten single bleibt. Als dann endlich eine Robe aufgetrieben wird, in die Christina mit ihrem als riesig dargestellten Po auch reinpasst, ist die so zurückhaltend wie schon lange nicht mehr. Und dann bleibt sie auch noch beim Finalwalk mit ihrem Schuh in dem vermeintlichen Zirkuszelt hängen. Autsch. Und weil der Mensch so konzipiert ist, seine Meinung jederzeit ändern zu können, sage ich: Christina hat für ihr sehr, sehr großes Selbstbewusstsein, das sie in den letzten paar Wochen zur Schau gestellt hat, mit dieser Kleider-Eskapade genug gelitten. Und darf nun verdienterweise ins Finale einziehen. Gemeinsam mit Toni, Pia und – auch wenn sie es selbst nicht glauben kann – Julianna. Jennifer scheidet aus. Der Schock sitzt noch immer tief. Das habe ich nicht kommen sehen. Ihr etwa?
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