Die Bachelorette 2018 - Auftakt zur neuen Staffel

Schon wieder eine Dating-Show?

 

Nicht nur der Frauenfußball erlangt endlich gendergerechte Anerkennung – auch die deutsche Fernsehindustrie verschafft dem weiblichen Geschlecht einen Aufschwung und lässt es – Dank ausreichender Quoten – so wie den männlichen Vorreiter jetzt zuverlässig und alljährlich auf Partnersuche in einem Castingshow-Format gehen. Wenn auch nur im undankbaren Sommerloch als Konkurrenzformat zu „Curvy Supermodel“, in das sich lustigerweise Bachelor Jan Kralitschka eingeschlichen hat, der es einfach nicht lassen kann, 20 halbnackte Frauen nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Ebenfalls reingeschlichen hat sich – trotz Rauswurf –  Peyman Amin, jedoch getarnt in etwas homosexuellerer Verpackung.
Trotzdem. Die Freude ist ungetrübt: „Die Bachelorette“ ist zurück. Und weil es schon lange nicht mehr darum geht, den Jackpot eines gutaussehenden UND wohlhabenden Partners zu knacken, sind der Beruf und die finanziellen Mittel der Kandidatin so wurscht wie selten zuvor. Also wird einfach im Archiv verflossener Ex-Bachelor-Kandidatinnen gewühlt und ähnlich wie bei einem Praktikantenpool, aus dem Stellen nachbesetzt werden, die neue Auserwählte erkoren. Und Zeit wurde es! Bei dem ganzen Show-Aufgebot, das das deutsche Fernsehen aus dem Boden stampft, braucht es definitiv Z-Promi-Nachwuchs. Haben wir doch jetzt schon genügend Probleme diverse Promidinner und Game-Shows nicht mit den immer gleichen Kandidaten in wechselnden Konstellationen zu besetzen. Bachelorette-Kandidaten, die es später „weit brachten“, gab es ja schon. David Friedrich und Aurelio Savina zum Beispiel, die das Dschungelcamp besiedeln durften. Wobei Vorjahressieger David zumindest schön anzuschauen war, beim zwangsmäßigen Zigarettenentzug, im Vergleich zu Bananenbrot-Verfechter Aurelio, der bis auf seinen Streit mit Walter Freiwald, ob Bananenbrot nun lecker ist oder nicht (was lustiger war als es klingt), nichts Interessantes zu vermelden hatte. Aber zurück zu „Die Bachelorette 2018“.

 

Ein guter Schnitt

 

Es ist Nadine Klein! (Wie wir seit geraumer Zeit wissen.) Nachdem die attraktive Braunhaarige in der vergangenen Bachelor-Staffel mit Daniel Völz nicht müde wurde zu betonen hier die Älteste zu sein, dachte sie sich: „Jetzt drehe ich den Spieß um! Schluss mit alt fühlen, neben diesen ganzen gertenschlanken, blonden Playboy-Bunnies Anfang 20.“
Aber da hat sie die Rechnung ohne RTL gemacht. Denn wer sich schon neben 20-jährigen Models, Krankenschwestern und BWL-Studentinnen alt gefühlt hat, der verbringe bitte einmal eine Woche mit einem Haufen 20-jähriger Burschen in der unbeholfensten Blüte ihres Lebens. Aber selbst schuld, kein Mitleid. Schließlich hätte Nadine nach Vorgängerin Jessica Paszka, die stramme 27 war und trotzdem nur vier Männer in ihrem Alter zur Auswahl bekam – einer davon offensichtlich schwul, einer bekennend bisexuell – schon erahnen können, dass das mit dem neuen Jungbrunnen-Gefühl nichts wird.
Ein bisschen Glück hat Nadine dann doch. Fünf der 20 „Dreamboys“ sind älter als sie. Und keiner davon dem Testosteronaufgebot mehr zugeneigt, als der zur Auswahl stehenden Bachelorette. Wobei – über den Typen mit dem Sombrero und der Paillettenjacke lässt sich diskutieren, aber der ist sowieso saftige vier Jahre jünger und glaubt noch immer, dass richtige Männer sich jeglicher Körperbehaarung entledigen müssen. Also nochmal: fünf Männer, die 32+ sind, stehen zur Auswahl. Immerhin ein klares Viertel. Andererseits hätte es für diesen Schnitt auch gereicht, als halbwegs gutaussehende Frau eine Runde im Club zu drehen, um fünf adrette Männer in zeugungsfähigem Alter ausfindig zu machen. Und man hätte sich die 47. Slowmotion-Aufnahme, wie man gerade aus dem Pool steigt, erspart, aber warum einfach, wenns auch kompliziert geht?

 

Wie alt bist du? 32. Ok – und wie alt bist du? 32…

 

Weil wir in einer Welt leben, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind, darf auch die Bachelorette viereinhalb Stunden 20 Männern zusehen, wie sie aus dem Auto steigen, um dann den unangenehmsten Smalltalk, den sie je geführt hat, zu führen. Einen guten Einstieg macht gleich einer der ersten Kandidaten, der sich nicht anmerken lassen möchte, dass ihm aufgefallen ist, dass Nadine keine Anfang 20 mehr ist. Also möchte er sie erst fragen, wie sie heißt, fragt aber stattdessen wie alt sie ist. „32.“ „Ah! Ok!“ Sichtlich geschockt von der Antwort möchte er vom Thema ablenken und sie endlich nach dem Namen fragen und schreit stattdessen, um sich ganz sicher zu sein, nochmal raus: „Wie alt bist du?“ Auch der Typ mit dem Sombrero hat die biologische Uhr noch in der Limousine ticken hören und platzt noch vor dem Küsschen links, Küsschen rechts damit raus, zwei Kinder zu wollen. Keine Zeit zu verlieren, stirbt doch alle paar Sekunden ein Ei. Als dann der Nächste, der noch vor der Nacht der Rosen spekulierte, dass es sich hier um eine reifere Frau handelt, ihr das dann auch noch am roten Teppich bei der Begrüßung mitteilt, ist klar, dass der Gute fliegt. Blöd. War er einer der fünf, die tatsächlich noch gereifter waren als Nadine. Gottseidank hat er aber vor dem Abgang unerwähnt gelassen, dass er auch im Vorfeld vermutete, dass die Bachelorette keinen trainierten Beachbody hat, sondern stattdessen lieber Schokolade isst. Sascha – mein Liebling der Folge – hatte sich eigentlich für „Der Bachelor“ beworben und war sichtlich erstaunt, dass im Konkurrenzkampf mit mehreren Männern die Frauen plötzlich nicht über die dümmsten Anmachsprüche lachen, wie sie es bei „Der Bachelor“ sonst sehr wohl immer gemacht haben. Also macht auch er einen Abgang und Nadine bleibt mit drei Exemplaren über 32 zurück.

 

Ein klitzekleiner Nightcup

 

Weil die Bachelorette gereift ist, wurde auch das Sponsoring-Getränk angepasst. Wir trinken jetzt roten Martini mit Tonic. Als hätte sich das vor dieser Sendung schon jemals jemand freiwillig bestellt. Trotzdem: besser als dieses cremige Amarula-Gesöff, das höchstens die Lilibet von Single Bells nicht verschmäht hätte, die zu einem klitzekleinen Stamperl Eierlikör niemals nein sagte.  Also sauft sich Nadine den Abend schön und die Männer alt und hat ihr Auge doch schon auf zwei Kandidaten gelegt, die wir fix im Finale wiedersehen werden. (Und nein, es ist nicht der Typ mit dem Sombrero und auch nicht der, der sie zweimal fragte, wie alt sie ist.) Es sind nämlich genau die, bei denen ich eventuell auch über das mangelnde Alter hinwegsehen könnte, sind sie doch wirklich zum Anbeißen: Alexander Hindersmann, mit dem der erste Kuss in Folge drei fallen wird, und Brian Dwyer, der höchstwahrscheinlich den letzten Kuss der Staffel bekommen wird. Ahja und irgendein Alternativling wird sich auch unter die Finalisten mischen, man will ja nicht oberflächlich wirken. Also tippe ich blind auf den Herrn mit dem witzigen Schnurrbart. Womit wir zumindest einen hätten, der schon vor Nadine das Licht der Welt erblickte.

 

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