Woche drei in Viva Mexico und während die ersten schon einen Haufen Schmetterlinge im Bauch haben (etwas, das bei Gisele Oppermann eine Panikattacke auslösen würde), ergreifen andere zeitgerecht die Flucht. Was soll man auch in einer Privatvilla mit Pool und Fitnessbereich und gratis Essen? Dann lieber ins triste Deutschland, wo nach der kurzen Bachelor-Präsenz wohl keine Reality-TV-Angebote auf einen warten. Aber zur Not hat man ja Instagram und wird zur nächsten Werbebotschafterin von „Natural Mojo“ oder „eis.de“ auserkoren.
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Nach dem Schock der vergangenen Woche, dass Isabell freiwillig das Handtuch warf, startet Andrej bedrückt in den neuen Tag. Widerwillig bereitet er einen selbstgemachten Tee zu, zerschneidet eine Zitrone und wirft wütend ein Büschel Kräuter in die Tasse. Ist auch wirklich ärgerlich, wenn Melitta alle zwei Sekunden beim Show-Konkurrenten „The Voice“ wirbt, aber für den „Bachelor“ kein Cent mehr übrig bleibt. Tee-Sponsoren aufgepasst – hier ist noch ein bisschen Werbezeit zu vergeben. Vielleicht eine neue Chance für Nespresso, die wahrscheinlich noch auf einem ganzen Lager unverkaufter Tee-Kapselmaschinen sitzen.
Kein Kinderspiel mit Kimberley
Um diese Woche nicht gleich die nächsten Ladies aufgrund beängstigender Türgeräusche zu verschrecken, überbringt Andrej die Date-Einladung diesmal über ein vertrauteres Medium: eine Videobotschaft per Tablet. Es geht auf einen Reitausflug. Kimberley versteht nicht, warum sie eingeladen wurde – sie mag doch keine Pferde! Ist aber auch wirklich unverschämt von Andrej, haben sie doch mindestens schon zweimal für eineinhalb Minuten miteinander gesprochen. Als sie dann beim Date endlich die Chance bekommt, Persönliches preiszugeben, fasst sie all ihre Beziehungs-Prinzipien kurz zusammen: „Wir isolieren uns nicht und wir werden nicht dick.“ Klingt logisch, wenn ich die Figur einer Stabheuschrecke gepaart mit einer Giraffe habe (ein Zwitter, wie Evelyn Burdecki es nennen würde) und mich nicht davor fürchten muss, in Zukunft ein paar Wohlstandskilos anzuhäufen. Verständnisvoll wie Andrej ist, beschließt er, Kimberley keinesfalls einzuengen, geschweige denn ihr noch mehr Kalorien zuzuführen und lädt eine andere zum romantischen Strandpicknick ein.
Große Haie, kleine Schildkröten
Zuvor aber gibt es eine ganz besondere Überraschung: Vanessa, die Auserwählte, und Andrej dürfen kleine Babyschildkröten ins Meer entlassen. Soooooo süüüüüß! Mal abgesehen vom großen Fressen, das
losgeht, sobald die kleinen Kerlchen von der ersten Welle ins offene Meer gespült werden. Immerhin hatten sie ihre „15 minutes of fame“, die Andy Warhol jedem Lebewesen zuspricht, und schafften
es vor ihrem Abgang ins deutsche Fernsehen. Etwas, das bei der hohen Suizidgedanken-Rate, die etwa die diesjährigen Dschungelcamp-Teilnehmer an den Tag legen, nicht jedem vergönnt ist.
Nach dem unabsichtlich verübten Massenmord geht es zum idyllischen Sonnenuntergangs-Schauen. Praktischerweise wurde der RTL-Praktikant mit dem Set-Aufbau beauftragt und entschied sich dazu,
das Kissenlager entgegengesetzt zur Sonne auszurichten. Also muss Andrej im 20-Sekunden-Takt eine 180-Grad-Kopfumdrehung hinlegen, um irgendwas von
dem Spektakel mitzubekommen. Vanessa ist die Sonne egal. Sie zeigt sich damit zufrieden, alle paar Minuten die peinliche Stille mit einem „Cheers!“ zu überdecken.
Wieder in der Villa angekommen, lässt Vanessa auch die anderen an ihrem Date teilhaben und erzählt von der Schildkröten-„Befreiungsaktion“. „Ooooooh! Wie süß!!!“, rufen alle, unter anderem auch
Kimberley. Um die nicht nochmal so herbe zu enttäuschen, sollte der Bachelor also seinen Notizblock zücken: Schildkröten toll, Pferde blöd. Um den
Abend abzurunden, macht Vanessa den lustigen Witz, dass sie sich geküsst haben. Ein richtiger Schenkelklopfer. Der aus irgendeinem Grund trotzdem nicht gut ankommt.
Solange sie jetzt nicht auch noch Gabalier zitieren, soll es mir recht sein
Am nächsten Tag wartet ein weiteres Einzeldate: Eva darf in den Spa und freut sich so sehr darüber, dass sie sich die blaue Blume, die dem Brief beigelegt ist, ins Haar steckt. In Österreich eher
unpraktisch, hat sich schon Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer mit seiner Kornblume am Revers wenig Freunde gemacht. Andrej aber ist inspiriert von solch politischer Unkorrektheit und
verpasst seiner Angebeteten prompt eine schwarze Gesichtsmaske. Dass Blackfacing mittlerweile verboten ist, dürfte sich also auch nicht bis nach Deutschland durchgesprochen haben. Andererseits hat Andrej schon öfter verraten, eher auf dunklere Typen abzufahren, warum also nicht nachhelfen, wenn es doch so einfach geht?
Weil der Bachelor bei so viel nackter Haut schon schwere Lust verspürt, irgendwas zu knallen, reißt er einen Sektkorken nach dem anderen auf. Eigentlich der ideale Moment, die Spa-Angestellten
statt mit einem Gemüse-Shot mit einem Rennie-Magenmittel eintreten zu lassen. Mit Sodbrennen ist schließlich nicht zu spaßen, wenn der Abend noch länger dauern soll. Als die beiden dann ganz
verliebt aneinander gekuschelt die Nähe genießen, aber nichts weiter passiert, entscheidet sich die Regie für einen anderen Kunstgriff und schickt eine weitere Nachzüglerin ins Rennen. Sina, die
sogleich vom Bachelor gemaßregelt wird, wie unpassend ihr Auftritt ist und als Strafe dazu verdonnert wird, im Auto zu warten, bis das Date vorbei ist. Wenigstens darf sie die mitgebrachte
Flasche Sekt wieder mitnehmen und sich darauf einstimmen, wie es sich anfühlt, beim nächsten Gruppendate dabei zu sein. Viel Sprudel, wenig Ansprache.
Wenn Ernestine Ernst macht
Andrej hat es nicht leicht. Da veranstaltet er sogar noch ein zweites Gruppendate diese Woche – ein Ausflug ans Meer, worüber sich Kimberley übrigens gar nicht freut, kann die Salzwasser aufgrund
ihrer Brille so gar nicht ab – und doch verabschieden sich in der Nacht der Rosen zwei Damen freiwillig. Bei Nathalie zeigt er sich noch cool – und dachte wahrscheinlich insgeheim darüber nach,
ob er die Frau jemals schon zuvor gesehen hat. Bei Küken Luisa war es schon nur mehr halblustig. Zum Trost bekommt Andrej von mehreren Frauen eine Umarmung. Kimberley ist entsetzt! Wie kann man
sich nur so anbiedern? Ein leichtes Schulterklopfen oder Salutieren aus der Ferne hätte es auch getan. Ernestine aber ergreift in diesen dunklen Stunden die Chance, Andrej ein paar ihrer
Lebensweisheiten näherzubringen. „Es kommt alles so, wie es kommen muss.“
Und so kommt es, dass Ernestine Andrej auf den Nippel tippt. Kann man machen, kann man aber auch lassen, um Andrej erneut zu zitieren.
Geht’s dir noch gut, Eva?
Als der Bachelor wieder Mut fasst und sich denkt, ein paar Normale wird es in dem Haufen wohl noch geben, beschließt er, mit Nachzüglerin Sina das Gespräch zu suchen. Da aber fühlt sich Eva verpflichtet, den beiden mitzuteilen, dass es ihr gut geht. Versteht mich nicht falsch – hätte sie sich am Weg zum Buffet einen offenen Knochenbruch zugezogen oder eine Alkoholvergiftung nach zu viel Batida-de-Coco-Konsum ausgesessen, durchaus eine wertvolle Mitteilung. Nach einem gemütlichen Tag im Spa mitsamt Fußmassage jedoch etwas eigen. Auch die anderen Mädels sind verwirrt, wofür das jetzt gut sein soll, insbesondere Ernestine. Und wenn sogar eine Frau, die in Kurzschluss-Momenten fremde Nippel zwirbelt, über eine Aktion zweifelt, dann würde ich persönlich mir ernsthaft Gedanken machen. Eva aber ist nicht abzubringen und crasht das Date mit ihrer bahnbrechenden Info. Wäre das also auch erledigt. Man weiß ja nie – vielleicht hat der Plan in der Theorie total Sinn ergeben, nur an der Ausführung hat es dann gehapert.
Vielleicht aber war sie auch das Orakel dieser Nacht der Rosen, denn am Ende geht es allen gut – macht Andrej doch aus der Not eine Tugend und überreicht jeder eine Rose, die nicht schon bei drei im Flughafentaxi saß. Fraglich ist nur, wie gut es Eva nächste Woche gehen wird, wenn der erste Kuss fällt. Und eines sei gesagt: Sie ist es nicht.
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