Es ist die letzte Woche in Viva Mexico und der Bachelor gibt nochmal so richtig Gas – umschlingt die Damen wie Mr. Fantastic höchstpersönlich, drückt sein Geschlechtsteil an jeden Po, der nicht bei drei im Pool ist und begibt sich erneut auf Feldstudie in Sachen Zungenharmonie. Und dann verlassen uns die wortgewandte Nadine und eine Person namens Claudia. Oder so ähnlich.
Wenn sich die soziale Isolation langsam bemerkbar macht
Auch wenn jede Episode mit den immer gleichen malerischen Strand- und Meeraufnahmen ihren Anfang nimmt, macht sich die soziale Isolation langsam in der Ladies-Villa bemerkbar. Und das nicht nur, weil sie mittlerweile sogar zum Streiten zu faul sind. Nadine etwa belagert einen angeflogenen Seeadler und bittet ihn um sein Orakel. „Ein Einzeldate wird kommen“, prophezeit dieser. Stimmt tatsächlich! Nur schaufelt sich Bachelor Andrej statt Nadine Brasilianerin Nathalia in den Wagen.
Nathalia wiederum ist völlig vor den Kopf gestoßen bei so viel Spontaneität. Muss sie doch tatsächlich jetzt im hautengen Minikleid mit bereits mehrfach aufgetragenen Make-Up-Schichten das Haus verlassen, ohne sich vorher fertigmachen zu können. Stellt sich die Frage, was sie bitte noch an optischen Veränderungen vorgehabt hätte? Eine unverwüstliche Turmfrisur à la Marge Simpson? Oder noch schnell ins Hochzeitskleid geschlüpft, um den Willen sich zu binden bis zur Vollendung nach außen zu tragen?
Sei ganz du selbst – Den Rest erledigt Andrej
Auch Andrejs Augen schmerzen der legere Anblick, und das obwohl er uns selbst nicht nur einmal in Bermudashorts und Zehenschlapfen beglückte. Also beschließt er, Nathalia in eine adäquatere Verpackung zu stopfen und geht mit ihr shoppen. Als wäre sie die in Lacklederboots bekleidete Julia Roberts in „Pretty Woman“, der nur ein konservatives Pünktchenkleid helfen kann. Aber beklagen würde ich mich dennoch nicht. Höchstens diskutieren, wenn es dann heißt, dass ich mir nur ein Teil aussuchen darf. Aber er darf 22 Frauen haben. Wo bleibt da die Fairness? Nathalia fügt sich der Gender-Ungerechtigkeit und entscheidet sich für ein bodenlanges hochgeschlitztes Abendkleid. Was Praktisches für jeden Anlass also. Während der Mann mit Tequila Sunrise ausgestattet an der Bar wartet, „darf“ Nathalia auch noch mitsamt neu gekauften Ultra-High-Heels ins obere Stockwerk stolzieren, wo zu guter Letzt auch noch ein Umstyling wartet. Als wären wir plötzlich beim Make-Over-Format „The Swan“, bei dem der rassigen Brasilianerin erst Damenbart und Monobraue entfernt werden müssen, bevor ihre wahre Schönheit zum Vorschein kommt.
Nur du und ich. Und die fünfundvierzig anderen Personen
Um das Klischee aufrechtzuerhalten, dass Frauen von Luft und Liebe ausreichend genährt sind, gibt es beim anschließenden Date nicht einmal etwas zu essen. Wurde beim Shoppen schon genug für das
Weibsbild ausgegeben. Dafür wartet eine schwülstig säuselnde Band, die es wohl kaum in den Ischgl-Recall bei DSDS geschafft hätte. „Viel intimer und schöner geht’s kaum“, schwärmt Andrej und
scheint das fünfzehnköpfige Kamerateam erfolgreich auszublenden. Nathalia begnügt sich damit, die ganze Zeit sprachlos zu sein. Wäre ich auch, wenn ich vor versammelter Mannschaft mit einem
Halbfremden hin und her schunkeln muss. Andrej hätte Nathalia gerne geküsst – wie alle anderen Damen in diesem Verein auch – begnügt sich aber damit, Nathalia permanent zu betätscheln. Das ist
dann auch das Stichwort für die Band einen Abgang zu machen. Bei allem muss man wirklich nicht Zeuge sein. Und für die Beihilfe der Erregung öffentlichen Ärgernisses will man in Mexiko besser
auch nicht verurteilt werden.
Als die traute Zweisamkeit ihren Höhepunkt erreicht, und man sich aus Mangel an Nahrung und Getränken nicht einmal Glückwünsche wie „Guten Appetit“ oder „Auf uns“ zuwerfen kann, beschließen die
beiden, einen Staring-Contest einzulegen. Wer zuerst blinzelt, verliert. „Ich habe Angst am Ende allein dazustehen“, enthüllt Nathalia plötzlich. Eine unbegründete Sorge. Wartet zur Not schon
Frauke Ludowig mit offenen Armen auf sie.
Kappt die Seile!
Um den Kameras zumindest ein paar Meter weit zu entkommen, geht es für Eva, Jade und Vanessa zum Parasailing. Nadine, deren Adler-Orakel sich noch immer nicht bewahrheitet hat, muss zu Hause
bleiben. Besser so. Pocht die schon so verzweifelt auf ein ungestörtes Gespräch unter vier Augen, dass sie in luftigen Höhen Gefahr laufen könnte, das Seil mit ihrer vielzitierten „Fresse“
durchzubeißen. Alles für ein paar Minuten Quality-Time mit dem Auserwählten – zumindest bis die Seerettung kommt.
Eva, die eine weit weniger gespaltene Persönlichkeit als Nadine besitzt und nur manchmal das Bedürfnis hat, dem Bachelor mitzuteilen, dass es ihr gut geht, darf nach dem Action-Date zum
Abendessen bleiben. Dabei kommt bei Andrej der Verdacht auf, dass sie nur auf sein Geld aus sein könnte. Hat sie doch einen Ex-Freund, der zehn Jahre älter ist und beruflich in Mumbai lebte. In
Mumbai! Als wäre das mit St. Tropez oder Beverly Hills gleichzusetzen. „Aber sie ist ja auch Flugbegleiterin“, argumentiert der Bachelor. „Da lernt man schon gut situierte Leute kennen“. Richtig.
Und Leute, die im Zwei-Minuten-Takt in Papiertüten kotzen und dann trotzdem ihr Bordessen als erstes haben möchten. Dass Eva an ihrer Heimatstadt Düsseldorf besonders die krassen Autos schätzt,
die dort herumfahren, beschwichtigt den Verdacht dann auch nicht. Andrej ist verzweifelt und beschließt, Eva nur zu durchschauen, wenn sie die Hüllen fallen lässt. Wortwörtlich. Und küssen tut er
sie auch noch. Weil’s eh schon wurscht ist.
Diskretion mal anders
Wieder in der Ladies-Villa, beschließt Eva, das Date ganz für sich zu behalten. Hauptsache man selber weiß, was man erlebt hat. Beim Frühstück reicht die eigene Freude dann doch nicht. Also wird den Kontrahentinnen jede kleinste Berührung detailgetreu unter die Nase gerieben. Beste Voraussetzung, um sich mal wieder so richtig zu besaufen. Inspiriert vom „ugly Make-Up“, das sich die Ladies letzte Woche freiwillig verpasst haben, geht es zum Día de Muertos, der vor allem durch die clownesken Totenkopfgesichter besticht. Na wunderbar. Will doch jede Frau den Mann ihrer Träume mit aufgemalten Augenringen, die bis zum Ansatz reichen, von sich überzeugen. So kann sich der Bachelor zumindest auf die inneren Werte konzentrieren. Und die Mädels können leicht erkennen, wenn ihm wieder eine ungefragt den Arsch ins Gesicht gedrückt hat.
Einer geht noch, einer geht noch rein!
Nadine ergreift beim Vorglühen die Chance, endlich den Bachelor in ein Gespräch zu verwickeln. Kriegt aber kein Wort raus, bis auf, dass sie sprachlos ist. Anschließend ist sie herb enttäuscht.
„Ich würde so gerne mit ihm reden wie mit dir!“, jault sie Steffi zu. Wobei ich davon ausgehe, dass sie bisher deshalb so gut gefahren ist, weil der Bachelor von Nadines rhetorischen Fähigkeiten
verschont geblieben ist.
Auch Steffi ringt um Worte. Sie ist jetzt 32, will im Leben ankommen und hat keine Lust mehr auf Spielereien, erklärt sie, die Partyschminke noch immer im Gesicht habend. Bei so viel „deep talk“
hilft nur noch Tequila. „Tequila! TEQUILA!“, schreien die Damen bestätigend und das obwohl Nadine in Folge zwei schon verraten hat, dass sie das Gesöff gar nicht abkann. Fast zeitgleich schütten
sich auch die Ladies in der Villa damit voll. Und begrapschen sich an Körperstellen, die nicht einmal Bachelor Christian Tews unter einer seiner heißgeliebten Kuscheldecken begrapschen durfte.
Don't cry for me, Mexico City!
Zwar nicht bedeutend geschmackvoller aber einen Hauch distanzierter brausen die anderen mit einem Saufmobil durch die Innenstadt. „Also ich bin mir vorgekommen, wie so VIP!“, brüllt Nadine und gibt dem Bachelor ein einzigartiges Beispiel ihrer Sprachkompetenz. „Jeder hat gewunken! So: Holler! Holler!“, fügt sie mit eindrucksvollen Spanisch-Kenntnissen hinzu. Als ihr trotz dieses guten Warm-Ups und genügend Tequila im Blutkreislauf später noch immer keine Konversation gelingen mag, bekommt sie einen Heulkrampf. Das lieben Männer! „Die hatte ja knapp einen Nervenzusammenbruch!“, sorgt sich Andrej und schickt Nadine für ihr Seelenwohl am Ende der Folge nach Hause. „Vergiss mich nicht“, haucht sie ihm noch nach. Wie könnten wir. Und schieben uns ihr zu Ehren noch schnell fünf Zigaretten in die Fresse.
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