Die Sage von der legendären Top 10
Ein Vöglein hat mir gezwitschert: Diese Woche geht es um alles! Um wirklich alles! Um den Einzug in die Top 10. Und das ist ein riesen Ding. Kann sich doch jeder noch an alle 130 Kandidatinnen erinnern, denen in den vergangenen 13 Staffeln diese unfassbare Ehre zuteilwurde. Gewinnerin von Staffel 4? Nie gehört. Platz Nummer 7 in Staffel 7? Ja, klar! Diana Owtschinnikow. Weiß doch jeder. Nicht zu vergessen der fantastische Platz 9 in Staffel 11: Laura Bleicher. Ja, das war eine ganz Tolle. Die Laura. Gott hab sie selig.
Für alle, die nicht mitbekommen haben, dass es dieses Mal um alles geht, denen legt Heidi persönlich die bedeutungsschwangere Woche ans Herz. Doch Rettung naht, in Form der Fleisch gewordenen „All Saints“-Dauerwerbesendung Thomas „The monobrow“ Hayo.
Augenbrauen gezupft? Come on!
Beim Anblick des vertrauten Gesichts kommen Lena sogleich zum ersten und definitiv nicht letzten Mal diese Folge die Tränen. Strategisch ungünstig, hat Heidi ihre Augen wie in „The Handmaid’s Tale“ schlicht überall und ich persönlich kann mich nicht entsinnen, dass Lena eine ähnliche Freudenreaktion an den Tag legte, als sie Heidi das erste Mal sah. Fazit: Lena wird wackeln. Und nicht nur aufgrund mangelnden Körpergefühls. Aber dazu später mehr.
Doch auch die Klum ist hocherfreut endlich wieder ein maskulineres Gesicht als das von Transgender Model Tatjana zu erblicken und fällt dem Hayo direkt um den Hals. Dieser aber verfolgt eine andere Strategie und versucht Heidi nach der langen GNTM-Abstinenz mit eindrucksvollem Ämäricän-Englisch zu überzeugen, mittlerweile ein wachechter Näitiv Ämäricän geworden zu sein. Weshalb er auch jede auf Deutsch gestellte Frage mit einer englischen Phrase beantwortet. Anglizismen sind also passé, jetzt gibt’s das rundum Ämäricän-Paket. „Ich bin extra aus meiner Heimatstadt angereist“, erzählt er stolz und meint damit keineswegs das deutsche Baden-Württemberg, sondern New York Fucking City. Wobei mich eine Anreise aus dem Südwesten Deutschlands mit über zehn Stunden Flugzeit mehr beeindruckt hätte, als der Last-Minute-Inlandsflug.
Immer dieser John Travelto ...
In der Music-Edition gibt es wieder eine Wochenaufgabe der Superlative: Der berühmt-berüchtigte One-Take-Videoshoot, aus dem sich im vergangenen Jahr eine ganze Modelmappe speisen musste. Getanzt
wird wie es einst John Travelto in „Saturday Night Fever“ tat, verrät Lena und gibt einem weiteren, weltberühmten Mann nach „Ranking“ einen neuen Namen.
Die Choreografie ist realistisch durchführbar. Nicht aber für Bewegungslegasthenikerin Lena, die sowieso einer jeden die Schuld an ihrem Versagen gibt, nur nicht sich selbst. Auf der Suche nach
einem Sündenbock findet Lena Simi, die schon vermutet, dass sie oft ins Visier gerät, weil sie „meistens, immer abliefert“. Dass aber auch Simi austeilen kann, hat sie uns spätestens mit ihrem
Fot***-Sager in Folge zwei bewiesen. Ghetto-Braut Lena will davon nichts wissen und legt sich trotz Joys Respektschelle vor wenigen Wochen mit der nächsten Ehrgeizlerin Simi an. Überzeugender
wäre die Kampfansage allerdings gewesen, wenn sie sich danach nicht wie Thaddäus Tentakel aus „Spongebob Schwammkopf“ über den Dancefloor geschlängelt hätte. Als hätte man sie vor ihrem großen
Moment mit jenem Fluch belegt, der Harry Potters gebrochene Knochen nach einem Quidditch-Unfall zu Gummi hat werden lassen.
Lena leidet Part XVI
Theresias Performance äußert sich als ebenfalls durchwachsen. Statt einem Oktopus im Diskofieber offenbart sich jetzt ein hyperaktiver Zitteraal, der nach zwei hochprozentigen Plankton-Drinks noch versucht, einen seriösen Eindruck zu hinterlassen. Heidi will zwar crazy, aber auch sexy, macht sie ihren Mädchen verständlich. „Was? Crazy UND sexy?“ nimmt Lena geschockt die Anforderung entgegen. Wurde sexy bisher in noch keinem Shooting abverlangt. Simi, deren Gesundheitszustand zwar wieder ein ähnlich dramatisches Stadium wie in der Vorwoche erreicht hat, schafft es trotzdem, Heidis Wunsch Folge zu leisten. Lena reicht es. „Und genau daran merkt man, dass sie eine falsche Person ist und sowas hasse ich wie die Pest!“, sagt die Frau, die sich mit mehr als einer Tonne Extensions bereichert hat und deren Wimpern nicht nur ein Lifting sondern eine ganze Streckbank abbekommen haben.
In der Not frisst der Teufel Fliegen
Cäcilia und Vanessa müssen gleichzeitig ran. „Das Tolle ist, dass ihr so im direkten Vergleich steht“, schwärmt Heidi. Ja, das ist wirklich toll. Liebt es doch ein jedes Mädchen mit einem anderen auf hopp oder dropp verglichen zu werden. Vor allem Vanessa freut sich - ist das Casting in Amsterdam, das sie ebenfalls mit Cäcilia meistern musste, eher weniger zu ihrem Vorteil verlaufen. Und das obwohl Cäcilia sogar ihre hohen Schuhe in Los Angeles vergessen hat, was sogleich das ganze Casting unter einem schlechten Stern stehen ließ. Denn wie durch ein Wunder ist die erste Frage, die den Castingdirektoren beim Erscheinen der Models einschießt, jene, ob die Mädchen denn alles dabei haben, das sie brauchen. „Also ich habe meine hohen Schuhe dabei“, blökt Vanessa, wobei die sich eher darauf konzentrieren sollte, auch die richtige Modelmappe parat zu haben. Als Vanessa dann auch noch erfährt, dass sie passend zur Musik entertainen soll, ist der Drops für sie scheinbar gelutscht. Hat sie ja erst mit Nico Santos ein Musikvideo gedreht. Für alle, die es vergessen haben. Als ihr das Selbstbewusstsein völlig ungefiltert einschießt, beschließt Vanessa auch noch den Fotografen zu beleidigen, nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“. Das lieben Männer in Machtpositionen. Oder auch nicht, wie in Vanessas Fall. Und so bekommt Cäcilia den Job, wobei da die Castingdirektoren, die von keiner der Darbietungen so wirklich begeistert waren, eher vom Sprichwort „In der Not frisst der Teufel Fliegen“ Gebrauch machen.
Deine Stimme zählt! NOT
Nachdem heuer nicht einmal den Gastjuroren ein Votum zukommt, sind die Models bei der Entscheidung trotzdem naiv genug zu glauben, dass man ihrer Stimme Gehör schenkt. Denn Heidi bittet ihre Mädchen um ehrliches Feedback, wer es nicht verdient hat, in die legendäre Top 10 einzurücken. Und um das Betriebsklima besonders zu fördern, findet die Verkündigung in Anwesenheit aller statt. Herrlich. Die Horrorvorstellung eines jeden praktizierenden Betriebsrats. Tatjana und fünf andere sind der Meinung, dass Caroline nicht verdient hat, weiterzukommen, weil sie in der Menge untergeht. Bitte was? Caroline ist entsetzt, wobei sie spätestens nach der Ausstrahlung dieser Staffel nachvollziehen wird können, dass Tatjana tatsächlich einen Punkt hatte. Ein Gutes hatte die Kritik jedenfalls: So viele Minuten geballte Caro-Power, haben wir in den gesamten zehn Wochen davor nicht von ihr erleben dürfen. Und dann fliegt auch noch ihr Erzfeind, was Sendeminuten betrifft, aus der Sendung: Stoff-Murmeltier Herbert. Und mit ihm Frauchen Theresia, die wie aus dem Krieg komplett verschmiert im Gesicht von der tränenreichen Entscheidung zurückkehrt. Lena kommt mit einem weiteren, und hoffentlich letzten blauen Auge davon. Zumindest so lange, bis sie sich entscheidet, die Nächste bis aufs Blut zu provozieren. Ja, das Modelbiz ist und bleibt nun mal ein Schlachtfeld, im wahrsten Sinne des Wortes.
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