Und wo bleiben Anastasiyas Geschenke?
Die Woche beginnt, so wie jede junge Liebe ihren Anfang nimmt: Mit kleinen Aufmerksamkeiten, großen Gesten und vor allem überteuerten Geschenken. So ein Pech für Anastasiya – hat die sich die Geschenke-Flut schon in Woche zwei erhofft. Carolines Highlight ist jedoch nicht das umfangreiche Care-Paket der Beautymarke „Sephora“, sondern in einer Bettwäsche schlafen zu dürfen, auf der ihr Gesicht abgebildet ist. Sehr genügsam. Allerdings hätte es dafür auch gereicht, sich mit dick contouriertem Gesicht ohne Abschminken schlafen zu legen. Spätestens am nächsten Morgen wäre das Kunstwerk vollbracht.
Michalskys etwas andere Ostergabe
Gastjuror Michael Michalsky, der heuer so wie Thomas Hayo nur als geringfügig Angestellter einkehren darf, hat sich überlegt, was er tun kann, um im nächsten Jahr eventuell wieder als Vollzeitkraft engagiert zu werden. Also erscheint er mit zehn halbnackten Jünglingen in der Modelvilla. Solange das niemand Geistlicher tut, eine vollkommen legitime Angelegenheit.
Während sonst in der Boys-Edition, ein bis maximal zwei barbusige Mehl-Models (Achtung, Lautsprache) warteten, fährt GNTM dieses Jahr also mit einer ganzen Fußballmannschaft auf. Ein Glück, dass Felix-Götze-Freundin Katharina nicht mehr mit an Bord ist, die partout nicht mit dem Wort Spielerfrau in Verbindung gebracht werden wollte. Doch der Männer-Überschuss kommt heuer nicht von ungefähr – lässt sich selbst Modelmama Heidi Klum nur noch von Jünglingen im Doppelpack, die idealerweise auch noch gleich ausschauen, auf Events eskortieren. Nur ist anders als im Leben der Klum bei den Nachwuchsmodels keineswegs Damenwahl angesagt.
Die Geschichte von Jordan Rodriguez Part I
Wie beim Völkerball in der Schule dürfen die männlichen Models ihre jeweilige Shooting-Partnerin selbst wählen. Großartig. Vor allem für die, die an letzter Stelle ins Team gewählt werden. Heute
schon scheiße gefühlt? Dann hat GNTM wieder einen optimalen Kniff im Drehbuch parat.
Also versuchen die Mädchen bestmöglich die Jünglinge auf ihre individuelle Art zu bezirzen. Simi etwa setzt sich einfach nur hin und wartet bis fünf brünftige Männermodels um sie herumschwänzeln.
„Ich kann einfach besser mit Männern“, erklärt sie ihre Situation. Viel schlechter als mit Frauen geht halt irgendwie auch nicht mehr. Caroline muss da schon mehr Einsatz zeigen, also
demonstriert sie ihrem Auserwählten wie ihre Smartwatch funktioniert. Mit Händen und Füßen deutet sie ihm, dass die sogar Musik spielen kann,
als wäre dieser der englischen Sprache nicht mächtig und nur fähig mit Klack-Lauten zu kommunizieren. Man weiß ja nie, hat er doch einen dunklen
Teint.
Als aber nach dieser Einführung in die faszinierende Welt der Technologie von jetzt auf gleich die Funken zwischen den beiden nur so zu sprühen beginnen, als hätte man eine ungeöffnete Konservendose in die Mikrowelle gestellt, werde ich skeptisch. Ist Caroline ja nicht unbedingt die Person, die ab der ersten Sekunde mit ihrer außergewöhnlichen Personality besticht. Ich kam also wie Carrie Bradshaw nicht umhin mich zu fragen, wer dieser mysteriöse und – im Vergleich zu den anderen – gut aussehende Jordan nun ist? Ist er wirklich Carolines Messias, der ihr nun endlich neben unlimitierter Sendezeit auch noch die große Liebe schenkt oder will er selbst nur groß rauskommen?
Die Geschichte von Jordan Rodriguez Part II
Meine Recherchen ergaben, dass Jordan Rodriguez (Instaname Bigjordy) zwar keine weitere Reality-TV-Erfahrung aufweist, aber durchaus von einem Stern auf dem Hollywood-Boulevard träumt, was er in einem seiner ersten Insta-Posts verlautbarte. Passend dazu absolvierte er im März den Bachelor in Television, Film and Media Studies – gab sein erstes Interview aber bereits im Jugendalter zum Thema Teen-Bullying. Bühnenerfahrung sammelte er einzig als Darsteller in einer Low-Budget-Version des Musicals „Rent“. Außerdem pflegt er ein eigenartiges Naheverhältnis zu seiner Schwester, das mich fälschlicherweise annehmen ließ, dass es sich hier um seine Freundin handeln muss. Zusammenfassend halten wir folgendes fest: Dass der Typ Bigjordy heißt, musste ich mir mühsamerweise selbst ergooglen, denn folgen tut die liebe Caro dem schönen Mann nicht, genausowenig wie umgekehrt. Wie groß da die Begeisterung füreinander sein muss, liegt wohl auf der Hand. Folgt man schließlich heutzutage selbst Leuten, die man nicht einmal ansatzweise ausstehen kann. Aber immerhin die Liebe zur Musik dürfte nicht gestellt sein, was zumindest seine Bereitschaft für das gemeinsame Rumgehampel zur Musik der Smartwatch erklärt. (Solltet ihr übrigens einmal einen Privatdetektiv benötigen, oder eine Hauptdarstellerin für die dritte Staffel „You“ – ihr wisst, wo ich zu finden bin.)
Seelsorgerin Heidi wie sie leibt und lebt
Das Fotoshooting der Woche steht unter dem Motto „Der letzte Tanz“. Es gilt sich tragisch vom Gegenüber zu verabschieden und mit nacktem Hintern in Regenpfützen zu baden. „Die nächste Blasenentzündung“ hätte dahingehend ebenfalls als optionaler Titel getaugt.
Die Aufgabenstellung ist ein Leichtes für Vanessa – hat die das in ihrer Modelkarriere bestimmt schon zig Mal gemacht. Kaum am Set mit Shooting-Partner Charlie eingetroffen, beginnt sie unaufhörlich zu flennen. Heidi ist ergriffen und fragt Vanessa, was sie so traurig macht. Also offenbart Vanessa ihr Innerstes und möchte Heidi von ihrer schwierigen Kindheit berichten. Davon, dass ihr Vater sie als kleines Mädchen verlassen hat. Und sie sich bis heute fragt, warum sie einst verstoßen wurde. Doch als bei der ersten Silbe schon ein Krokodilstränchen kullert, plärrt Heidi plötzlich dazwischen: „Tears are coming! TEARS ARE COMING!“ Das unmissverständliche Zeichen an alle Beteiligten, dass die emotionale Beichte vorbei ist und es jetzt Zeit ist, Fotos zu machen. Seelsorge kann man später auch noch betreiben. Oder auch nicht. „Sogar Charlie hat geweint!“, fasst Vanessa ihr aufwühlendes Shooting im Nachhinein zusammen. „Und Heidi hat sich auch sehr gefreut“. Na wenigstens konnte die Klum aus dem Negativen wieder etwas Positives schöpfen. Scheint eine Spezialität zu sein.
Es liegt nicht an deinem Shooting-Partner, es liegt an dir!
Weniger (un)glücklich läuft es bei Curvy-Model Julia, deren Liebe zu ihrem Shooting-Partner Parker von Anbeginn unter einem schlechten Stern stand. So scheint ihr dieser weniger ein Covermodel der japanischen Vogue zu sein, als ein Statist des österreichischen Reality-TV-Formats „Saturday Night Fever“. „Er ist einfach zu klein“, nörgelt sie und spricht damit aus, was wohl kein Mann über sich jemals gesagt haben möchte. Außerdem stört es Julia, dass keine Chemie zwischen den beiden herrscht, vergisst aber nicht im Sekundentakt zu erwähnen, dass er ihr nicht zu nahe kommen soll, weil sie einen Freund hat.
„Du musst deinen Freund ausblenden!“, rät Heidi, die im gleichen Atemzug nach dem Namen des Geliebten fragt, um dann eine über dreiminütige persönliche Botschaft an ihn zu richten. So funktioniert ausblenden natürlich prinzipiell am besten. Also floppt auch dieses Shooting, nachdem Heidi fantastische Erste Hilfe geleistet hat. Julia ist empört und will danach dringend mit ihrem Marius telefonieren. Marius aber nicht mit ihr. Also muss Mama als Gesprächspartnerin herhalten. „Sag ihm, dass ich ihn vermisse, dass ich ihn liebe, aber dass er mich aufregt“, lässt Julia über das mütterliche Sprachrohr ihrem Freund ausrichten. Als hätte dieser verabsäumt seinen Telefonjoker-Pflichten bei „Wer wird Millionär“ nachzukommen. Außerdem kann es Julia ihm auch einfach selber sagen – wird sie die nächste Entscheidung nicht heil überstehen und schon übermorgen im Flieger zurück nach Deutschland sitzen. Und Heidi wird damit aufhören müssen, ihre kurvige Sanduhrfigur mit den Händen in der Luft nachzuzeichnen.
Charmebolzen Simi
Beim John-Frieda-Casting entscheiden sich die Castingdirektoren erneut für Lockenkopf Simi. Doch die Freude währt nicht lange – ist auch Erzfeindin Sarah mit von der Partie. Idealerweise handelt es sich diesmal nicht um eine Fotostrecke, sondern um einen Werbespot, in dem die beiden Models ihre innige Freundschaft unter Beweis stellen und sich mit Komplimenten überhäufen sollen. „Das wird echt schwer“, scherzt die optimistische Simone und ahnt noch nicht, wie schwer ihr das fallen wird. So missversteht sie etwa „deine Nase ist größer als meine“ als durchaus schmeichelhafte Lobhudelei für ihr Gegenüber. „Warum tut man so etwas vor der Kamera?“, fragt sich Sarah, die scheinbar vergessen haben dürfte, dass sie diejenige war, die erst kürzlich von der Bunte-Chefredakteurin die Schlagzeile „Vor laufender Kamera attackiert sie Simone!“ geerntet hat. Nennen wir es also ein Unentschieden.
Doch es wäre nicht GNTM, wenn ein Streit nach einem Tag aus der Welt geschafft wäre. Also wird er bei der Entscheidung noch einmal aufgewärmt, vor Heidi und dem unmündigen Gastjuror Michalsky breitgetreten und mit Sarahs finalem Statement „Die gehört in die Hölle, Mann!“ abgerundet. Und das auch noch zu Ostern. Gott, steh uns bei.
Kommentar schreiben