Ich hab noch nie …
Nach vier Wochen kehrt Gewohnheit ein – man kennt sich also gut genug, um einen Tag gemeinsam schamlos in Bademode zu verbringen, ohne sich dabei die ganze Zeit über lüstern anzugaffen.
Also wird beim ersten Strand-Gruppendate der Woche noch eine Schippe draufgelegt. Man spielt „Ich hab noch nie“. Ein wahrer Klassiker unter den Trinkspielen, den ich selbst bei jeder
Firmenweihnachtsfeier mit Vorliebe auftische, um die sexuellen Abgründe meiner KollegInnen in Erfahrung zu bringen. Hier ist man aber im Fernsehen – also um einiges verhaltener als im
alkoholisierten wahren Leben – was so viel bedeutet, dass Dreier-Geständnisse schon panikverzerrte Gesichter bei den Mitspielern verursachen. Heuchelei. Man stelle sich mal mein Gesicht vor, als
ein Kollege offenbarte, seine Freundin regelmäßig mit dem Wassereis „Twinni“ zu befriedigen. Nun DAS ist wahrlich … speziell.
Aufregender wird es beim Vier-Augen-Gespräch mit Police Officer Tim, der wieder seinen rechten Fuß stark auf der Alkoholbremse hat, zumindest was seine Offenheit anbelangt. Gerda, die nämlich
nicht verstanden haben dürfte, dass sie die Fäden in der Hand hat, erkundigt sich erneut bei dem Schönling, ob er sie denn nun gernhabe oder nicht. Tim entgegnet daraufhin, dass sie in zwei
Welten leben, was es schwierig für ihn macht. Aber Gerda hat eine Lösung! Sie missversteht die Abfuhr-Floskel mit örtlicher Distanz und erklärt, dass sie doch am Wochenende regelmäßig den Zug
nehmen kann. So sei jede Fernbeziehung zu meistern. Na genau! Dann wäre das ja geklärt. Und die tatsächliche Differenz ihrer beiden Welten untermauert.
Kuss und Rose
Weil Gerda – wie wir nun dank des Trinkspiels wissen – noch nie Sex im Freien hatte, gibt ihr die Redaktion sogleich Möglichkeit dazu. Sie darf mit Flinserträger Keno allein in der einsamen Bucht verbleiben. Und obwohl Keno auf Gerdas Frage, ob er sich in sie verlieben könnte, in etwa so authentisch antwortet, wie wenn mein Freund mich fragt, ob ich schon wieder shoppen war, fällt wenige Minuten später der erste Kuss.
Zurück in der Villa übt sich Keno in Zurückhaltung, denn ein Mann schweigt und genießt. Zumindest bis die Türschwelle übertreten ist. Noch nicht mal hingesetzt, platzt es aus ihm raus. „Kuss und Rose“, verbreitet er stolz. Woraufhin sich die Mitstreiter berechtigterweise fragen, wie lange Fremdspeichel wohl in der Mundhöhle der Bachelorette nachweisbar sein wird.
Zu lange für Oggy, das steht fest. „Letztendlich hat sie es zugelassen“ resümiert er niedergeschlagen und fügt hinzu: „Das heißt, ihn trifft trotzdem die volle Schuld.“ Süß! Weshalb ich Oggy zum Liebling der Woche erkläre. Dass er Gerda zuliebe auch noch seinen Bart stutzt, sei hier nur nebenbei erwähnt. Wobei dem Drama nach zu urteilen, das er in der Villa veranstaltete, wirkte es eher so, als müsste sich Oggy einen überschüssigen Zeh entfernen, der Gerda negativ ins Auge gestochen ist. Und nicht nur drei Centimeter Gesichtsbehaarung. „Seht her, das ist König Oggy ohne Bart“, stellt er sich den WG-Genossen vor, die allesamt finden, dass er völlig unverändert aussieht. Nur Serkan bilanziert, dass er auch gerne etwas zum Abschneiden hätte, um in die Gunst der Bachelorette zu kommen. Na da wird sich schon was finden lassen.
Deeptalk zum Dinner
Noch vor Oggys dramatischer Beschneidung geht es für ihn, Danger-Daniel und Marco auf einen Stadtspaziergang durch Athen. Klingt spaßig, ist es aber nicht, weil um die Ecke plötzlich Staffeleien warten, auf denen die Männer ihre Angebetete realitätsgetreu nachzuzeichnen haben. Sind die Fingerfertigkeiten eines Mannes schließlich auch nicht zu missachten. Oggy steht der Aufgabe zunächst positiv gegenüber: „Ich bin ja Micheloggy, hab ich gedacht... Und dann hab‘ ich reingeschissen.“
Als künstlerisch talentierter erweist sich Marco, der beim anschließenden Belohnungsdate schwere Geschütze auffährt. Soll die Bachelorette ihn doch kennenlernen. Also gibt es Geständnisse zu jedem Biografie-Fiasko, das einem in den Sinn kommen könnte. Misshandlung, Selbstmord, Obdachlosigkeit und dann auch noch Geschwister, deren Namen selbst die der Familie Ochsenknecht in den Schatten stellen. Ich fasse zusammen: Luna-Cassiopeia, Jayden-Santiago, Hailey-Theodora, Melissa-Loredana, Emily-Chiara und Phoebeella-Serafina. Standard, um es in Gzuz Worten zu sagen. Auch Gerda ist ganz ergriffen von Marcos dramatischer Lebensgeschichte und den schicksalhaften Namen seiner armen Brüder und Schwestern. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als ein Kätzchen vorbeiläuft. Muss man schließlich Prioritäten setzen und aktuell scheint es dem Typen ja wieder ganz OK zu gehen.
Über den Wolken…
Wer weder künstlerisch begabt, noch vom Leben gezeichnet ist, für den gibt es diese Woche bei einem Fallschirmsprung noch eine weitere Möglichkeit, Gerda kennenzulernen. Wenn auch die Gespräche bei freiem Fall in viertausend Metern Höhe oft etwas bruchstückhaft verlaufen können. Gleitschirm-Pilot Danger-Daniel steht trotzdem schon in den Startlöchern, den Sprung in die Tiefe gemeinsam mit seinem „Mäuschen“ zu wagen. Doch statt ihm darf der andere Österreicher mit weit verträglicherem Akzent mit, was Danger-Daniel an Gerdas Liebe zu ihm zweifeln lässt. „Schon langsam glaube ich, dass in ihren Taten eine Message steckt.“ Damit könnte er rechthaben, wobei ich mit hoher Wahrscheinlichkeit die geheime Botschaft „Du nervst“ vermute.
So viele Fassaden in einer Frau
Bei der vierten Nacht der Rosen wird die schöne Gerda wieder von allen Seiten umgarnt und von Komplimenten überhäuft. „Ich hätte nie gedacht, dass in dieser Frau so viele Fassaden stecken“ schwärmt einer. Wobei die Mehrheit wahrscheinlich unterschiedliche Facetten bevorzugen würde. Auch unser Lieblingssäufer Harald sucht noch einmal das Gespräch, das Gerda mit den Worten „Du bist so lieb“ beendet. Der Todesstoß eines jeden Flirtgesprächs. Also darf Harald heimfliegen, gemeinsam mit Blutsbruder Luca, dem er noch tags zuvor erklärte, ein „kleiner, kleiner Schwanz“ zu sein. Und ein „hässlicher Mensch“ obendrauf. Und obwohl Harald schwor, hässlichen Menschen keine Sekunde seiner Zeit zu schenken, wird er das wohl noch ein letztes Mal tun müssen auf der Fahrt zum Flughafen. Lasset uns für ihn beten, dass das Uber eine Minibar hat.
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