Sebastian Preuss ist "Der Bachelor" - Folge 2

 

Die Damen sammeln Rosen – Bachelor Sebastian Preuss Negativpunkte. Wirtschaftet der mit seinen Sympathiewerten sparsamer als easyjet mit der Beinfreiheit. Andererseits wird es doch wohl noch erlaubt sein, von einer „guten“ Frau zu erwarten, ihren gesamten Lebensstil umzustellen, wenn es der Mann denn wünscht? Hat man ihn ja auch schon zweimal gesehen und mindestens einmal gesprochen…  Aber ganz so opferbereit sind die Ladies dann doch nicht und geben dem armen Mannsbild trotz seiner bescheidenen Ansprüche auch noch Kontra. Aber so ist das in dieser Männer diskriminierenden Emanzen-Dekade: Kaum äußert der Mann liebreizend den Hauch einer Kritik oder ordnet der Frau an, sich auch nur ein Stückchen zu unterwerfen,  schreit die eine gleich „Ich gehe“ und die andere „me too“.

 

Und der Kreativpreis für das erste Einzeldate geht an …

 

Zu Beginn der Woche stattet der Bachelor den Damen in der Ladies-Villa erstmals einen Besuch ab. Leah, die Frau, die ihn mit dem Abholer verwechselt hat, hat Geburtstag und bekommt von Sebastian einen sorgfältig von der Redaktion organisierten Kuchen überreicht. (Ist es in meinen Augen schlicht unwahrscheinlich, dass sich der Bachelor keine zweiundzwanzig Namen merken kann, dafür alle Geburtsdaten und ein Becherkuchenrezept.) Allerdings war’s das schon mit der Bescherung für Leah, denn über das erste Einzeldate freuen darf sich eine andere. Happy Birthday.

 

Zu unser aller Überraschung geht es auf einen … Helikopter-Flug!!! Zum hunderttausendbillionsten Mal. (Dann doch lieber Kuchen.) Die auserwählte Linda zeigt sich begeistert: „Nicht dein Ernst!“, ruft sie freudig aus. Nicht ihr Ernst von einem Helikopter-Flug in der zehnten Staffel noch überrascht zu sein. „Ich glaub nicht, dass ich das nochmal in meinem Leben machen werde“, schwärmt sie. Etwas, das Sebastian definitiv nicht behaupten kann. Blühen ihm inklusive Dreamdates noch mindestens vier weitere Rundflüge dieser Art, in denen er vor Begeisterung nur so strotzen muss.

 

Nach so viel ohrenbetäubender Romantik, ist es bei einem sinnlichen Strand-Picknick an der Zeit, sich näherzukommen. Also erzählt Sebastian von seiner Vergangenheit als Schlägertyp. „Da wurde mir dann der Riegel vorgeschoben“ resümiert er. Was Linda noch nicht ahnen lässt, dass er das wortwörtlich meint. „Ich saß wegen Körperverletzung“, setzt er nach, um ja keine Zweifel offen zu lassen. Linda reagiert so, wie wir alle reagieren würden, wenn uns ein schlechter Scherz aufgetischt wird. Sie lacht. Und versucht statt näher auf das Thema einzugehen, die letzten Reste Hühnchen vom Schaschlikspieß zu kiefeln.  Aber was bleibt auch anderes übrig? Da bewirbst du dich in einer Show für einen angeblichen Traummann und dann hat der eine schlimmere kriminelle Vergangenheit als Winona Ryder. Und weil der Bachelor nicht nur aufgrund seiner jüngeren Karriere als Hulk alles andere als kritikfähig scheint, würde ich an ihrer Stelle Ähnliches tun: nämlich Mund halten und in den nächsten Wochen einen Kanister Batida de Coco saufen.

 

Immer Ärger mit Jenny

 

Zeitgleich geht es auch in der Ladies-Villa unbequem zu. Jenny Nummer irgendwas fühlt sich unwohl in ihrer Haut. Mag an den siebzehn Litern Druckerschwärze liegen, die sie sich in die Lymphen hat pumpen lassen. Laut ihr liegt es aber am Bachelor. Ist der viel zu attraktiv und so gar nicht ihr Typ. Dass aber ein Grindpatzen à la Pete Doherty heuer die Rosen verteilt, war auch nicht wirklich zu erwarten, um die RTL-Casting-Abteilung hier kurz in Schutz zu nehmen. Also räumt die erste Jenny von fünf freiwillig das Feld. „Hast du schon das mit Jenny gehört?“, fragen die Mädels rücksichtsvoll beim ersten Gruppendate. „Welche Jenny?“, fragt der Bachelor. Touché.

 

Doppelt hält besser. Oder auch nicht

 

Für das erste Massen-Date geht es auf einen Radausflug durch Tulum, bei dem der beängstigend große Gelsendippel auf der Wade einer Dame allerdings die größte Sehenswürdigkeit darstellt. Präsentiert sich dieser in absolut jeder Kameraeinstellung von seiner besten Seite und schreit dem Produktionsteam ins Gewissen, künftig einen Waden-Check mit den Ladies durchzuführen, bevor man die GoPro auf nur einem einzigen Hinterrad montiert.

 

Eine der noch verbliebenen vier Jennys lenkt die Aufmerksamkeit bravourös von potentieller Malaria auf die gewohnten Bachelor-Themen zurück, nämlich auf welchen Typ Frau Sebastian steht. Unglücklicherweise stellt sie ihm exakt dieselbe Frage nur einen Tag später nochmal. Dem Bachelor fällt das Vergehen sofort auf. Hat die ihm etwa nicht zugehört, als er ihr in Anwesenheit von zwölf weiteren Frauen in mindestens drei Silben ausführlich geantwortet hat? Hat man nicht andächtig zu schweigen und alles in sich aufzusaugen, wenn der Bachelor das Wort ergreift? Oder haben einem das die Harvey Weinsteins dieser Welt auch noch verbockt, sich auf dieses grundlegende Junggesellen-Recht zu berufen? Während Sebastian also bei der erstmaligen Beantwortung dieser Frage noch die Leier des humorvollen, aufrichtigen und treuen Typ Frau runtergefaselt hat, scheint die Antwort beim zweiten Mal um einiges eindeutiger: auf ihren Typ Frau jedenfalls nicht. Also darf die zweite Jenny bei der Nacht der Rosen nach Hause gehen, ohne von Sebastian je ein zweites Mal die Antwort auf diese brennende Frage bekommen zu haben.  

 

Auch mit einer weiteren Jenny gibt's Probleme. Jenny-Jasmin durchlebt nämlich in der Villa gerade eine Lebenskrise. Und keiner weiß wieso. Angeblich soll jemand schlecht über sie gesprochen haben. Bei so vielen Jennys unter einem Dach wäre ich aber auch da vorsichtig, voreilige Schlüsse zu ziehen. Die Beweislage für Jenny-Jasmin ist jedoch eindeutig genug, um nach dem Abendmahl eine tränenreiche Wutrede zu schwingen. Das nehmen wir jetzt einfach mal so hin. Genauso wie alle anderen Anwesenden im Haus, die nicht wissen, wie ihnen gerade geschieht.

 

Wenn du keine Komplimente bekommst, musst du dir selbst welche machen

 

Während es der einen Jennifer ihren Kopf kostete, zweimal dieselbe Frage zu stellen, schnappt auch beim Bachelor die Vergesslichkeitsfalle zu. Nachdem er Diana schon in der ersten Nacht der Rosen nach ihrer Sportlichkeit fragte, nimmt er sie sich auch in Folge zwei nochmal zur Brust. „Und machst du Sport?“, fragt er, in der Hoffnung, dass die Antwort von gestern auf heute gänzlich anders ausfällt. Als Diana erneut ehrlich mit „Nein“ antwortet, respektiert das der Bachelor. Zumindest für eine Nanosekunde. „Aber wenn du doch so ehrgeizig bist, kannst du doch auch Sport machen?“  Eine Wohltat! Ist es doch genau das, was wir Frauen immer gerne von einem Mann hören wollen, um uns so richtig begehrt zu fühlen. Diana beruft sich zur Verteidigung auf ihre von Gott gegebene Schönheit. „Ich schminke mich nie – höchstens am Wochenende.“ Während sie schon glaubt, den Fragen von Inquisitor Sebastian getrotzt zu haben, holt der erneut aus: „Und deine Lippen, sind die echt?“ Tatsächlich sind sie das nicht – auch etwas, das Diana bei ihrer Parabel über die natürliche Schönheit hätte erwähnen können. „Du hast doch so ein natürliches Gesicht. Ist doch schade!“, erklärt er. Wobei es meiner Ansicht nach mindestens genauso schade ist, niemals mit Herrn Vorbestraft spontan in die USA reisen zu dürfen oder den Strafregister-Auszug bei Antritt eines neuen Berufs nicht nur alibihalber vorlegen zu müssen.

 

Noch mehr Frauenflüsterer-Fähigkeiten beweist der Bachelor schließlich bei Ballerina Rebecca, der er feinfühlig vermittelt, Frauen, die rauchen, zum Kotzen zu finden. Gut, dass Rebecca leidenschaftliche Raucherin ist. „Und würdest du nicht aufhören für deinen Mann?“, fragt der Bachelor entsetzt, der scheinbar nicht mitbekommen hat, dass sich in Deutschland das Frauenwahlrecht schon 1918 durchgesetzt hat. Rebecca macht davon Gebrauch und zieht freiwillig von dannen. Ihr folgt dann noch eine Kandidatin namens Michele. Zwar unfreiwillig, aber der Bachelor steht eh nicht so drauf, wenn die Frauen hier eigene Entscheidungen treffen. Heißt es im Titelsong nicht umsonst „This is a man’s world“.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Frida (Freitag, 17 Januar 2020 18:33)

    LOVED IT!! Wieder sooo lustig, kann gar keine Lieblingsstelle nennen weil ich alles toll finde �