Germany's Next Topmodel - Staffel 15 Folge 7

„Everybody comes to Hollywood” – so das Motto der siebenten Folge GNTM. Nur manch einer geht auch gleich wieder – vor allem wenn man es nicht schafft, den liebreizenden Asia-Fotografen Yu Tsai von sich zu überzeugen. Aber sei es ihm vergönnt. Genießen Chinesen aktuell nicht gerade das höchste Ansehen auf dieser Welt. Wusste selbst Donald Trump schon immer, dass der Ursprung allen Übels nur einer sein kann: China. Dicht gefolgt von Mexiko. Aber dort hielten sich bekanntlich nur die Honeymooner von „Love is blind“ und die Bachelor-Casts der letzten zwei Jahre auf… Und jetzt sag nochmal einer, dieser Trump wüsste nicht, wovon er redet.

 

Wenn aus Asien mal wieder nichts Gutes in die Staaten kommt

 

Dass es auch etwas Negatives haben könnte, dass sich das Coronavirus während der Dreharbeiten zu GNTM noch nicht ausgebreitet hat, mag jetzt für manche polemisch klingen. Allerdings hätte es die Models davor bewahrt, auch heuer auf Strahlemann Yu Tsai zu treffen. Der kommt zwar diesmal nicht mit Paris Hilton im Schlepptau, dafür mit schlechter Laune, die sowieso für zwei reicht. Auf dem „Walk of Fame“ gilt es, eine der größten Hollywood-Ikonen dieser Welt zu imitieren. Kudos an Heidi Klum, die entgegen jeglicher Wahrscheinlichkeit, nicht sich selbst damit meint. Es geht um Sexbombe Marilyn Monroe. Problem für Lucy. Sexy sein ist nicht so ihr Ding. Hat sie bisher mit anderen Dingen geglänzt als mit Sexiness, wobei von ihrem Walk definitiv nicht die Rede sein kann. Aber das stellt sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal unter Beweis.

 

Stille Post Heidi-Style

 

Tamara wiederum ist voll in ihrem Element. „Ich fühl mich wie auf’m Red Carpet mit diesem geilen Kleid, Alter!“, jubelt sie. Ich dagegen fühle mich wie bei „My fair Lady“, aber noch lange Zeit bevor Professor Higgins‘ logopädische Wundermethoden bei Eliza Doolittle Wirkung zeigten. Trotzdem findet Yu Tsai Gefallen an der Österreicherin und bittet sie lediglich ihr komplettes Gesicht zu ändern. Nichts leichter als das, möchte man meinen, aber auch Tattoo-Model Mareike hat damit so ihre Probleme. Ist der Gegenwind, der ihr aus einem Luftschacht entgegenströmt, so stark, dass sie sich dazu gezwungen fühlt, mit ihrem Mund wie ein Karpfen nach Luft zu schnappen. Yu Tsai gefällt das nicht, also bittet er Heidi um Hilfe. Muss jeder einmal diesen Fehler machen. „Heidi, kannst du ihr sagen, dass sie den Mund nicht so weit aufmachen soll?“ „Klar“, sagt Heidi und geht schnurstracks zu Mareike. „Versuch ein bisschen natürlicher zu sein“, teilt sie ihr mit. Ein konkreter Ratschlag, mit dem sich gut arbeiten lässt. Wenn auch das klitzekleine Detail mit der zu weit offenstehenden Mundhöhle einen Hauch zu kurz kam.
Überraschenderweise bringt Mareike den Mangel ihrer Natürlichkeit nicht sofort in Verbindung mit dem Öffnungsradius ihrer Lippen. „Warum reißt sie den Mund noch immer so auf?“, ärgert sich Yu Tsai und Heidi ärgert sich gleich mit. Hat sie ihr das nun wirklich ausdrücklich gesagt. Auch wenn über die weit zurückgelegte Distanz von zwei Metern vielleicht ein paar Zusatzinformationen auf der Strecke geblieben sind.

 

Von Sicker-Weisheiten und Hamsterkäufen

 

Nach der Mareike-Pleite geht Lijana mit sehr viel Motivation ans Set. Zu viel, möchte manch böse Zunge behaupten. Spätestens aber als sie headbangend und „All the single ladies“ grölend wieder in den Backstage-Bereich zurückkehrt, weiß auch ich: Wir Coronavirus-Hamsterkäufer sind bei weitem nicht die einzig Irren auf diesem Planeten. Wo wir auch gleich bei Jacky wären, die Heidi scheinbar vor jedem Shooting mit einer Weisheit beschenkt. „Man kann tun, was man will, aber nicht wollen, was man will.“ Wow! Hat sich Schopenhauer bestimmt auch nicht gedacht, einmal bei GNTM zitiert zu werden.
Bei dem ganzen Intellekt ist es jedoch wichtig, auf das eigentliche Level dieser Show zurückzufinden. Weshalb man Jacky jetzt auffordert, zunächst wie ein Elefant, dann wie eine Hummel und zum Grande Finale wie ein Stinktier zu posieren. Die macht das auch noch, was ihre Glaubwürdigkeit beim Zitieren von antiken Weisheiten nicht unbedingt steigern lässt.

 

Hashtag, Hashtag, Hashtag

 

Weil Besonnenheit und Disziplin in Kontakt mit Ungustln unserer Gesellschaft selbst mir, im reifen Alter von 30 Jahren, oftmals schwerfallen, werden die Gemüter der Models jetzt bei einem Interview-Teaching auf den Prüfstand gestellt. Persona non grata ist ein Mann namens Christian, der scheinbar „taff“ moderiert, aber nicht Daniel Aminati oder Thore Schölermann ist. Er entscheidet sich für die Interview-Variante Kreuzverhör, die auch meine Lieblingsvariante ist, wenn ich von meinem Freund in Erfahrung bringen möchte, wie es das Küchensieb schon wieder in die falsche Lade verschlagen konnte. 

Nach dem Gespräch verpasst Christian jedem Model seinen passenden Hashtag. Während mein Freund also #lernresistent von mir bekommen hätte, blühen den Models selbstverständlich Klischee-Attribute wie #Zicke, #Barbie und #Spielerfrau, weil uns Frauen diese doch am besten beschreiben.

 

Lijana hat das Prinzip verstanden. Es geht darum, ihr wahres Ich zu zeigen. Das da wäre: anstrengend und aufgesetzt. Das macht sie auch bravourös, vor allem als sie ein Instagram-Bild, auf dem sie mit einem Haufen Kinder-Gerümpel und in Nachtwäsche gekleidet im Wald posiert, als ihren Ausdruck für Naturverbundenheit verteidigt. Dann doch lieber ein Klo-Selfie.

 

Blinder Passagier Vivian überzeugt mit einem tragischen Verlust, den sie als junger Mensch bereits erfahren musste. Christian ist ergriffen und widmet Vivian einen von drei Hauptgewinnen – einen dreiminütigen Beitrag im Prosieben-Magazin „taff“. Was dann im Endeffekt mehr Sendezeit ausmacht, als in sieben Folgen GNTM gesamt.

 

Framing mal anders

 

Für den Finalwalk warten erneut besondere „Outfits“ auf die Models: Bilderrahmen, die mit ihren ganz persönlichen Hashtags verziert sind. „Ein bisschen gebrandmarkt unterwegs“, scherzt Sarah mitsamt #nopersonality-Hashtag um den Hals. Maribel lässt sich davon nicht beirren – hat die wirklich schon Schlimmeres erlebt, als mit dem Wort #Eisklotz versehen zu werden. Zum Beispiel die durchwegs einfühlsame Unterstützung ihrer Mitstreiterinnen. Die lieben es nämlich, sich kollektiv auf die 18-Jährige einzuschießen, die innerhalb eines Tages ihre engste Familie bei einem Verkehrsunfall verloren hat. Schätzt es das Publikum nämlich immer sehr, sich über Menschen mit Schicksalsschlägen auszulassen, aber da kann Sonja Kirchberger sicher mehr davon berichten.

 

Unterstützung bei der Entscheidung gibt es von Supermodel Alessandra Ambrosio – von Heidi auch gerne als „Alessandro“ bezeichnet. Der Notenschlüssel, mit dem die Models beurteilt werden, setzt sich aus vier verschiedenen Emojis zusammen, wobei Heidi drei zur Verfügung hat und Alessandra eines. #FreiheitGleichheitBrüderlichkeit. Bei Lucys Walk reicht Alessandra dann aber ihr jämmerliches Emoji nicht aus, um ihr Entsetzen auszudrücken. „Something is wrong!“, ruft sie und will nicht wahrhaben, dass diese Darbietung nicht an einem defekten Schuhwerk liegt. „Ah, she can’t walk“, akzeptiert sie dann aber doch schnell und zwingt Heidi dazu, sich von ihrer Vorstellung einer Transgender-Gewinnerin für das Jahr 2020 zu verabschieden. Und so gibt es leider kein Foto für Lucy. #Proud ist das Model trotzdem. Zumindest wenn man den neonfarbenen Lettern auf ihrer Brust Glauben schenkt.

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