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Germany's Next Topmodel - Staffel 16 Folge 4

Der Internationale Weltfrauentag steht bevor – also erkunden die Models in Woche vier ihre innere Femme Fatale. Dass diese mit Sinnlichkeit und magisch-dämonischen Zügen einhergeht, tut der Emanzipation keinen Abbruch, wird über das ganze Unterfangen sowieso der rückständige Tarnmantel der 1970er Jahre gestülpt. Eine Zeit, in der Femme Fatales noch Roller Skates fuhren und mit Schaum bekleidet durch die Straßen wanderten. Oder so. Mit dabei: Ellen von Unwerth und eine Horde Huskys – oder waren es doch Schäferhunde?

 

Kein Roller Derby ohne Ultras Heidi

 

Am Anfang war das Rollschuh-Teaching. Jam-Skaterin Oumi Janta, die sich durch einen viral gehenden Videoclip eine ganze Existenz sicherte, steht den Mädchen bei ihren ersten Versuchen mit fachlicher Expertise zur Seite. „Sie ist sooo toll und sooo schön“, schwärmt der Vorstand der Heidi-Ultras-Bewegung Romy, die sowieso alles toll findet, außer in Innenräumen ihre Sonnenbrille abzunehmen. Wobei sich Oumis Bemühungen als hinfällig erweisen werden – sind Rollschuh-Skills beim späteren Shooting nämlich genauso sehr gefragt, wie Gesangskünste beim Stummfilm-Casting. Dennoch holpern und stolpern die Kandidatinnen durch die extra für sie gebuchte Indoor-Sporthalle – muss man das ausnützen, wenn man ohne grünen Impfpass überhaupt noch die Möglichkeit hat, irgendeine Örtlichkeit abseits des eigenen Wohnraums aufsuchen zu dürfen. Liliana hätte jedoch liebend gern darauf verzichtet – gesellen sich zur lila Haarpracht ein paar ähnlich gefärbte Blutergüsse am restlichen Körper hinzu. „Es gibt halt Leute, die haben Talent und es gibt welche, die haben keins“, urteilt Lovely-Linda. Und dann gibt es Leute, die absolut alles gehässig kommentieren und welche, die es einfach lassen, sage ich. Wegen der Popularität warads, aber wer legt da in Zeiten von Social Media und direkten Kontaktmöglichkeiten einen Wert drauf?

 

Wo bärige Schäferhunde einem das Spotlight rauben

 

Nähe Brandenburger Tor warten bereits Heidi Klum und Fotografin Ellen von Unwerth auf die Models. Sollen die am roten Teppich des Hotel Adlon Retro-Fashion-Divas auf Rollschuhen imitieren. Heidi macht’s vor und schlägt sich großartig! Ohne Rollschuhe natürlich, aber wir können uns vorstellen, dass sie bestimmt auch das super gemacht hätte. Linda, die einstweilen durch die Backstage-Räumlichkeiten geistert, begeht einen weiteren Faux-Pas und macht eine von Heidis heißersehnten Überraschungen zunichte. Erspäht sie ihre pelzigen Shooting-Partner nämlich lang bevor Heidi diese stolz am Set präsentieren kann. „Die Hunde haben alle gejault, als ich vorbeigegangen bin“, berichtet Reporter-Linda, die wohl erst von einer schwarzen Katze angepfaucht werden muss, um die Zeichen zu deuten.

 

Das Shooting geht los, Everybody’s Darling Yasmin macht sich auf zur Location. Zwischendurch isst man noch ein gesponsertes Joghurt, weil hungrig kann nun wirklich niemand volle Leistung erbringen. Mit Einkaufstüten und Luxus-Hunden bepackt, gilt es jetzt das Image der selbstbestimmten Frau von heute aufzubessern. Simone de Beauvoir wäre stolz, ihre Kritik an der weiblichen Geschlechterrolle in unserer Gesellschaft endlich fruchten zu sehen. Und auch Yasmin kehrt zufrieden zu ihren Mitstreiterinnen zurück. „Dann kriegt ihr zwei richtig süße Schäferhunde“, erzählt die angehende Zoologin und setzt nach, dass die aber „aussehen wie Bärchen!“ Komisch. Mag daran liegen, dass es keine Schäfer- sondern Schlittenhunde sind, aber was weiß ich schon.

 

Heidi zeigt sich wiederum über den Fakt begeistert, dass es noch Hunde gibt, deren körperliche Durchmesser zwei Meter fünfzig unterschreiten. Hat sie sich ja privat für die Gattung räudiger Schattenwolf entschieden. Um die Aufmerksamkeit der Modelmama vom Vierbeiner wieder auf den Menschen zu lenken, versucht sich Chanel an einem der ikonischen GNTM-Shooting-Schreie. Aus Leibeskräften presst sie ein Hausarzt-taugliches „Aaaahhh“ raus und versichert sich danach hochprofessionell bei ihren Kumpaninnen, ob das Schreien auf dem Foto eh nicht zu hören ist. „Ne, ist nicht zu hören“ beruhigt sie eine andere, der scheinbar keine Frage zu blöd ist. Liliana, der schon die acht Rollen unter den Füßen Probleme genug machen, hat mit dem Shooting den Jackpot geknackt. Wird sie nämlich auch noch von einer krassen Hundephobie geplagt. Das Team weiß darauf zu reagieren und drückt ihr glatt den furchteinflößendsten Burschen in die Hand. Bye-bye Husky, hallo Deutsche Dogge. Hat die direkte Konfrontation mit den Ängsten immer schon die spektakulärsten Shooting-Ergebnisse eingebracht. Zumindest für die TV-Kamera.

 

Darf ich vorstellen: Amina

 

In Anbetracht des ersten bevorstehenden Nackt-Walks in der Geschichte von „Germany’s Next Topmodel“ lernen wir endlich auch ein paar andere Kandidatinnen, die bislang weit unter dem öffentlichen Radar geflogen sind, etwas näher kennen. Amina und Ana etwa, die befürchten, dass ihr Glaube an Gott nicht kompatibel mit dem Produktionsplan von Heidi Klum ist. Pflichtet der gütige Herr vielleicht dem Teilen schicker Kleidung bei, nicht aber dem Anlegen eines blumenförmigen Nipple-Pads als ein im TV präsentables Oberteil. Wobei mir mal einer zeigen soll, wo das in der Bibel geschrieben steht. Wie das gute Christen so tun, schöpft Amina dennoch tränenverschmiert beim Anblick der hautfarbigen Strings Hoffnung: „Vielleicht kommt noch was, was das alles ein bisschen ästhetischer macht.“ Ja – die Make-Up-Artistin, die das Tränendebakel in ihrem Gesicht wiederherstellen darf.

 

Heidi weiß dem bevorstehenden Voyeurismus-Shitstorm gekonnt entgegen zu treten: „Hier vor Ort tun wir wirklich alles, damit die Mädchen sich wohlfühlen.“ Sie stundenlang in dem Glauben lassen, sich vorm ganzen deutschen Sprachraum splitterfasernackt präsentieren zu müssen zum Beispiel. Obwohl man eh vorhat, ihnen in letzter Sekunde einen Batzen Badeschaum über die intimen Stellen zu klatschen. Raspel-Haar Mira fühlt sich mit dem Rundumpaket von Heidi-Care so wohl, dass sie beschließt, den Wettbewerb noch in dieser Sekunde zu verlassen. Und ist damit die bereits Dritte im Bunde. Amina aber beißt die Zähne zusammen und versucht sich „darauf zu konzentrieren, nichts mehr zu denken.“ Grundsätzlich keine schlechte Strategie hier. Also rockt sie ihren Foamy Naked Walk und wischt sich zwar nicht wie Vorgängerin Elisa das letzte bisschen Schaum vom Nippel, aber wagt zumindest eine laszive Drehung, die ihre blanke Rückseite offenbart. „Als Model darf man sich nicht schämen“, weiß Heidi, deren oftmals fragwürdige Instagram-Stories das schon einige Male vermuten haben lassen. Auch Ana zieht kurz darauf mit Gottes erzwungenem Segen blank. Die darf mit ihren 20 Jahren zwar noch nicht bei ihrem Freund übernachten, gibt diesem aber mit ihrem Naked-Walk zumindest einen kleinen Vorgeschmack, was ihn in 700 Jahren, wenn sie beschließt, nicht mehr mit ihren Eltern das Bett zu teilen, erwarten könnte. Naughty girl. Nicht so naughty läuft’s bei Sarah, die auch besser beraten gewesen wäre, vorher ein paar Karmapunkte beim lieben Gott zu sammeln. Also darf sie gemeinsam mit Abbrecherin Mira ihre Koffer packen. „War lustig mit dem Schaum auf‘m Kopf“ ist Ellens abschließendes Fazit über die Sexiness dieses Spektakels. Und lässt uns sehnsüchtig die nächste Woche abwarten, wenn die Haare nicht nur eingeschäumt, sondern auch endlich abgeschnitten werden.  

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